Die Jüdische Landegemeinde Thüringen ist von der würdevollen Ehrung von Frau Cläre Barwitzky durch die katholische Kirche sehr berührt.
Mein Grußwort möge zur Ehrung dieser so großartigen und zugleich bescheidenen katholischen Schwester beitragen.
Als in der "Kristallnacht" von 1938 die Wende von der Verfolgung der Juden in Richtung Massenmord eingeleitet wurde, herrschte in der deutschen Bevölkerung mehrheitlich Schweigen, Wegschauen oder Zustimmung.
Proteste und Solidarität gab es selten. Und Proteste und Solidarität wurden noch seltener, als 1942 im Schatten des Krieges der planmäßige, industriemäßige Völkermord an den europäischen Juden einsetzte.
Umso höher sind der Mut und die Tapferkeit von Cläre Barwitzky einzuschätzen, als sie - unterstützt von drei Mitstreiterinnen - 1943 in Chamonix 30 jüdische Kinder vor der Deportation versteckte, pflegte und versorgte. Sie retteten unter Lebensgefahr diesen Kindern das Leben. Und Frau Barwitzky rettete noch zwei weitere Kinder.
1991, zwei Jahre nachdem Cläre Barwitzky verstorben war, wurde ihr stilles Heldentum durch den Staat Israel geehrt. Sie ist eine der 510 deutschen Rettern und Retterinnen jüdischen Lebens während des Holocaust, denen der Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen wurde.
Cläre Barwitzky gehört zu jenen Deutschen, die in den Jahren nationalsozialistischer Verbrechen und der Gleichgültigkeit der Bevölkerungsmehrheit die Ehre unseres Landes verteidigten.
Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen verneigt sich in tiefer Ehrfurcht vor Cläre Barwitzky, dieser stillen Heldin, dieser großartigen Christin.
Mit ihr ehren wir stellvertretend auch alle jene Christinnen und Christen, die dem Nationalsozialismus todesmutig und tapfer ihre Menschlichkeit entgegen setzten.
Das Grußwort wurde am 19.6.2013 in der Brunnenkirche in Erfurt gesprochen.
Siehe auch: Eine Gerechte unter den Völkern. Die Bistümer Erfurt und Würzburg erinnern an Cläre Barwitzky, die im Krieg 30 jüdische Kinder rettete.