Eine Reliquie zum Jubiläum

Flinsberg feiert das 250. Kirchweihjubiläum und erhält erstmals eine Reliquie vom heiligen Martin


Das neue Reliquiar
mit der Martinsreliquie
Kirchweihjubiläum in Flinsberg - erstmals mit einer Reliquie vom hl. Martin

Flinsberg (BiP). Die katholische Kirchengemeinde St. Martin feiert im August ihr 250jähriges Kirchweihjubiläum. Das ist an sich schon etwas Besonderes. Doch wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Gemeinde kann der Segen zum Kirchweihfest mit einer Reliquie des Kirchenpatrons Martin von Tour gespendet werden.


Die in ein Zeigegefäß (Reliquiar) gefasste Martinsreliquie wird Weihbischof Reinhard Hauke am Sonntag, 24. August um 14 Uhr der Gemeinde im Rahmen einer Feierstunde übergeben. Altweihbischof Hans-Reinhard Koch wird damit die Gläubigen am Ende des Festgottesdienstes am Sonntag, 31. August, 9 Uhr segnen. Die Flinsberger feiern ihr 250. Kirchweihjubiläum mit einer Festwoche vom 23. bis 31. August.


Die Reliquie für die Martinskirche in Flinsberg entnahm Weihbischof Hauke auf Anfrage von Pfarrer Günter Christoph Haase dem Reliquienschatz des Bistums Erfurt, der einige Dutzend Reliquien vor allem aus Seitenaltären enthält, die bei der Sanierung von Kirchen abgebaut wurden. Die Martinsreliquie von Flinsberg hat einen weiten Weg genommen, wie in der lateinischen Ü;bergabeurkunde für Flinsberg zu lesen ist. Dort heißt es, die Reliquien seien "vermutlich 1221 bei der Weihe des Michaelsaltars der Peterskirche zu Erfurt eingefügt und danach laut Urkunde vom 22. Mai 1678 im Crucis-Altar der Peterskirche wiederum beigesetzt" worden. "Nach der Profanierung der Peterskirche um 1803 wurden diese Reliquien in den Nebenaltar der Pfarrkirche St. Nikolaus in Erfurt-Melchendorf eingefügt und 1997 von dort dem Bischöflichen Ordinariat Erfurt übergeben".


Ein 0,5 mal 2,3 cm großes Pergament, das an der mit einem farblosen Stoff umhüllten Reliquie befestigt ist, bezeugt mit der Aufschrift "S(ancti) Martini ep(iscop)i" (lat., des heiligen Bischofs Martin) in gotischer Schrift deren Echtheit. Ob die Reliquie tatsächlich von Martin von Tour stamme, könne mit letzter Sicherheit nicht gesagt werden, sagt Weihbischof Hauke. "Aber immerhin haben die Gläubigen seit dem 13. Jahrhundert mit dieser Reliquie den heiligen Martin verehrt", fügt er hinzu. Denn die Verehrung gelte ja nicht dem Gebein, sondern der Person des Heiligen. "Und in jedem Heiligen verehren wir letztlich Gott, der zur Heiligkeit befähigt", erklärt er.


In Flinsberg wird das Reliquiar mit der Reliquie seinen Platz in einer Nische im alten Turm finden und hinter einem vergitterten Türchen ständig sichtbar sein. Dem barocken Stil der Kirche entsprechend hat Pfarrer Haase das Reliquiar in einem Katalog ausgesucht. "Es sieht zwar älter aus, stammt aber tatsächlich aus unserer Zeit", verrät er. Aber der Verehrung des Kirchenpatrons von St. Martin werde das keinen Abbruch tun. "Da bin ich mir ganz sicher", bekräftigt er.

Lexikon: Reliquien