Eine Oase inmitten der Stadt

Erfurts St. Wigbert-Kirche ist saniert und zu einem Gemeinde- und Begegnungszentrum ausgebaut worden

Erfurt (BiP). Die katholische St. Wigbert-Kirche in Erfurt hat bewegte Zeiten hinter sich: 1291 vernichtete ein Stadtbrand die kaum 70 Jahre alte Kirche, in der Reformationszeit stritten sich Protestanten und Katholiken um sie, im ersten Weltkrieg ließ man ihre Glocken einschmelzen und im zweiten wurde sie beschädigt, als eine Luftmine auf die benachbarte Barfüßerkirche fiel. Bei dieser Vorgeschichte gehört der schwere Schwammbefall, den man 1998 an der Sakristei und im Kreuzgang festgestellt hatte, eher zu den "Kleinigkeiten", die die fast 800 Jahre alte Kirche getroffen haben. Aber dieser "Kleinigkeit" verdankt die St. Wigbert-Gemeinde immerhin die Außen- und Innensanierung ihrer Kirche.


Und nicht nur das: Ein neuer Pfarrsaal ist aufwendig gestaltet und mit einem Verbindungsbau zur Kirche versehen worden. "Das war so etwas wie eine Initialzündung", erzählt Pfarrer Peter Matheis. "Sanieren mussten wir sowieso. Also haben wir den Schwammbefall zum Anlass genommen, damit anzufangen."


Ü;blicherweise zählt man zunächst sein Geld, wenn man bauen will. Für die Gesamtmaßnahmen wurden 1,4 Millionen Euro veranschlagt, von denen die Pfarrgemeinde 400.000 Euro aufbringen musste. Den gleichen Betrag gab das Bistum hinzu und weitere 600.000 Euro stammen aus städtebaulichen Fördermitteln.


Die vom Kirchenvorstand beauftragten Architekten Ludwig Ronge und Martin Davignon hatten eine Doppelaufgabe: Sie sollten die historische Substanz erhalten und zugleich Kirche, Kreuzgang und Pfarrsaal als ein Gemeinde- und Begegnungszentrum gestalten. Kinder- und Jugendseelsorge können so künftig intensiviert werden. St. Wigbert sucht und pflegt aber auch als Pfarrgemeinde den Kontakt nach außen. "Die Lage unmittelbar neben der Staatskanzlei am Anger prädestiniert die Wigbertkirche geradezu als Ort, wo sich Christen und Nichtchristen begegnen können", sagt Pfarrer Matheis und denkt dabei an Begegnung und Bildungsabende. Oder an die Möglichkeit, ein offenes geistliches Zentrum in der Stadt zu sein. "Hier feiern wir unsere Gottesdienste; hier ist eine Oase, wo man der Hektik der Einkaufsstraße entkommt und in der Stille ausruhen kann."


St. Wigbert - erstmals 1210 als Kapelle erwähnt - wurde im 17. Jahrhundert zu einer Klosterkirche mit Kreuzgang und Nebengebäuden ausgebaut. Von diesem Gebäude-Ensemble besitzt die Gemeinde nur noch einen Teil, der Pfarrsaal ist von der Stadt angemietet. Was die Gemeinde nutzt, ist der Runderneuerung unterzogen worden. "Neben der kompletten Außen- und Innensanierung hat die Kirche eine Neuausmalung bekommen", beschreibt Architekt Rongen die Maßnahmen. Außerdem wurde der im Jahr 2002 begonnene Einbau der neuen Fenster zum Thema "Aufbruch" abgeschlossen. Im Chorraum findet sich ein neuer Altar, der, so Rongen, zu großen Teilen aus dem Material des alten Altares gebaut worden ist. Bischof Joachim Wanke wird am 4. Juli die Altarweihe vornehmen.


Außen wurde der Vorplatz neu gestaltet und im Innenhof ein Verbindungsbau zwischen Kreuzgang und Gemeindesaal gebaut: "Eine moderne Stahl-Glas-Konstruktion, die sich harmonisch in das Gesamtensemble des ehemaligen Klosters einfügt", wie Rongen betont.


Angesichts des Umfanges der Sanierungs-, Umgestaltungs- und Erweiterungsarbeiten ist es fast ein kleines Wunder, dass die Altarweihe schon am ersten Juli-Wochenende stattfinden kann, auch wenn der Innenhof noch wie eine Baustelle aussieht. "Wir feiern trotzdem." Pfarrer Pfarrer Matheis freut sich schon jetzt mit der ganzen Gemeinde auf den Tag, an dem man die neue, alte Kirche wieder nutzen kann.



St. Wigbert im Internet