Erfurt/Heilbad Heiligenstadt (BiP). Seine Werke sind buchstäblich groß und deshalb nicht zu übersehen. Doch den Künstler kennen nur wenige. Gemeint ist der Holzbildhauer Johann Andreas Gröber (1643/44-1709), der den monumentalen Hochaltar im Erfurter Dom, um nur diesen zu nennen, geschaffen hat. Dass der Altar Gröber zugeordnet werden kann, ist dem Kunsthistoriker Falko Bornschein zu verdanken. Der Kunstgutbeauftragte des Bistums Erfurt hat jetzt ein Buch über Johann Andreas Gröber als "mitteldeutschen Meister der Barockzeit" vorgelegt, wie es im Untertitel des bei Cordier in Heiligenstadt veröffentlichten Werkes heißt. Auf der Grundlage umfangreicher Archiv- und Quellenstudien beschreibt Bornschein das Leben des Holzbildhauers Gröber, seine Lebensumstände und sein Wirken. Im Buch finden sich viele großformatige Farbfotos. Auch das Anekdotische kommt nicht zu kurz, so dass ein gut lesbarer Bildband entstanden ist, an dem nicht nur Kenner ihre Freude haben.
Aus der Werkstatt des von Johann Andreas Gröber stammt eine Reihe von Altären des Harzgebietes, des Eichsfeldes und der weiteren Umgebung. 1662 übernahm der noch junge Gröber die Werkstatt seines Vaters Andreas (d. Ä.) in Osterode und führte sie über zehn Jahre weiter. Um 1675 siedelte er schließlich nach Heiligenstadt um, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Er ging damit den umgekehrten Weg als sein berühmter Künstlerkollege Tilman Riemenschneider knapp 200 Jahre zuvor.
Sein erstes eigenständiges Altarretabel schuf Gröber mit gerade einmal 20 Jahren für die Evangelisch-Lutherische Lukaskirche zu Jerstedt (bei Goslar) im Jahre 1664. Mit den großen Altarbauten für die Erfurter Severikirche (1676/77) und der Heiligenstädter Marienkirche (1675-1678) avancierte der überkonfessionell arbeitende Meister zu einem der Protagonisten für frühbarocke Monumentalaltäre in Mitteldeutschland. Weitere folgten, so 1684/85 für die Duderstädter Oberkirche St. Cyriakus oder 1695-1700 für die Blasiuskirche zu Hannoversch Münden.
Den Höhepunkt seines Schaffens bildete zweifellos der Hochaltar der Erfurter Stifts- und Pfarrkirche St. Marien (des heutigen Domes). Er entstand im Auftrag des Marienstiftes und wurde im Oktober 1697 geweiht. Kleiner Altäre für die Pfarrkirche St. Marien zu Niederorschel (1699/1700) und die Filialkirche St. Johannes d. T. zu Kefferhausen (1702) schlossen sich an. Johann Andreas Gröber war Mitglied des Heiligenstädter Stadtrates, braute Bier und besaß zahlreiche Ländereien um Heiligenstadt. Mehrere juristische Auseinandersetzungen zeugen davon, dass er ein sehr resoluter und streitbarer Mensch war.
Bornscheins Buch über Gröber schildert auf anschauliche Weise den Werdegang der einzelnen Altarprojekte und vermittelt Hintergründe zu den Auftraggebern, der Finanzierung der Werke, den Werkprozess und der Vergütung des Bildschnitzers. Weitere Kapitel widmen sich der Werkstattorganisation in Heiligenstadt und gehen Indizien nach, die den Meister in einer einheimische Bildhauerfamilie zu verorten scheinen.
Ebenso wird auf die Erstfassung seiner bislang bekannten Altäre eingegangen. Diese wurden in der Regel in holzsichtigem Zustand geweiht und erhielten erst in späterer Zeit ihre farbige Fassung, ihre Marmorierung und Vergoldung. In einem umfangreichen Katalogteil werden die bislang bekannten noch vorhandenen oder bildlich überlieferten Werke Gröbers abgebildet und beschrieben. Hinweise zur Fassung der Ältäre, ihrer Gemälde, restauratorischen Eingriffen und der wichtigsten Literatur komplettieren den Katalog.
Falko Bornschein, Der Holzbildhauer Johann Andreas Gröber. Ein mitteldeutscher Meister der Barockzeit, herausgegeben vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V. Verlag F.W. Cordier: Heilbad Heiligenstadt 2016 (ISBN 978-3-939848-51-6). 19,95 Euro.
23.12.2016