Dombaumeister Andreas Gold
Bauamtsleiter Andreas Gold zum Dombaumeister ernannt...
Erfurt (BiP). Andreas Gold gilt als akribisch, ideenreich und experimentierfreudig. Nur Eitelkeit lässt sich dem Leiter des Erfurter Dombauamtes nicht nachsagen. Deshalb hat er nicht viel Wind um seine Ernennung zum Dombaumeister gemacht, obwohl diese im Januar diesen Jahres vorzeitig erfolgt ist.
Im Bistum Erfurt kann dieser Ehrentitel frühestens nach sieben Jahren vergeben werden - im Normalfall. Doch Bischof Joachim Wanke weiß, dass sein Dombauamtsleiter geradezu ein Goldstück ist, und ernannte ihn nach nur fünf Jahren zum Dombaumeister. Wer seit dem 2.1.2002, dem ersten Arbeitstag von Andreas Gold auf dem Domberg, die Geschicke von Mariendom und St. Severi verfolgt hat, kann die bischöfliche Entscheidung nachvollziehen.
Der aufwendigen Sanierung der Turmgruppe des Domes (2002-2004), die noch von Golds Vorgänger Dombaumeister Heinrich Forberg vorbereitet worden war, folgte 2004 der spektakuläre Ausbau der Gloriosa aus ihrer Glockenstube. Niemand hatte bis dahin gedacht, dass die größte, frei schwingende, mittelalterliche Glocke der Welt mit ihren elfeinhalb Tonnen Gewicht den Erfurter Dom verlassen könnte, um einen Haarriss an ihr zu schweißen.
Dank Gold weiß man es jetzt besser. Er ließ die Mauer der Glockenstube durchbrechen und die Gloriosa mit einem Schwerlastkran vom Turm heben. Seit dem Wiedereinbau kann die "Stimme Erfurts" wieder ihr Geläut weit über die Dächer der Stadt erklingen lassen.
Zur Zeit beschäftigt den neuen Dombaumeister die Sanierung der Severi-Kirche, deren Türme ebenfalls durch Risse vom Einsturz bedroht sind. Wie beim Dom sollen auch sie wie durch ein Korsett mit Ankerschienen im Mauerwerk gesichert werden.
Ein Aufsehen erregendes Experiment war Anfang 2005 der Versuch, Holzwürmer im Cranach-Hochaltar des Domes mit nur Millimeter großen Lagererzwespen zu beseitigen. Gold ließ das Experiment zu, weil er so für die Kunst- und Restaurationswelt Aufschlüsse erhoffte, wie man ohne große Belastung von Umwelt und Kunstgut Holzschädlinge vernichten kann.
Den zunächst positiven Ergebnissen folgte nach Monate langen Nachuntersuchungen die Erkenntnis, dass die Wespen doch nicht dazu taugen. Aber der Versuch spricht für den Mut von Andreas Gold, auch unkonventionelle Wege zu gehen.
Andreas Gold (45) wurde 1961 in Hagen geboren, ist verheiratet und hat fünf Kinder. Er studierte in Düsseldorf Architektur und arbeitete danach bis zu seiner Ernennung als Dombauamtsleiter zuerst in Leipziger und dann in Erfurter Architekturbüros.
Neben dem Dombauamt ist Gold seit dem 1.10.2004 auch Leiter des Bischöflichen Bauamtes und damit für das gesamte Bauwesen im Bistum Erfurt zuständig. Eine Aufgabe, die Reisen und Planungen in fast ganz Thüringen bedingt. Doch nach wie vor bringt die Öffentlichkeit Andreas Gold vor allem mit dem Erfurter Dom in Verbindung, dessen Dombaumeister er jetzt ist.
Wie viele Vorgänger er in diesem Amt hat, kann niemand sagen, weil in der Ü;berlieferung Lücken klaffen. Von den 64 Dombaumeistern, deren Name heute bekannt ist, wird der magister fabricae Tilomann Ziegler als erster erwähnt. Er war von 1452 bis 1454 am Erfurter Dom tätig.
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