"Du schaffst meinen Schritten weiten Raum!"

Predigt von Bischof Joachim Wanke bei der 40. Frauenwallfahrt des Bistums Erfurt

I.
40 Jahre sind im Leben der Kirche keine lange Zeit. Wohl aber im Leben eines einzelnen Menschen! Ich war gerade 20, als hier am Kerbschen Berg die 1. Frauenwallfahrt stattfand. (Ich erinnere mich noch an meine Zeit als Vikar in Dingelstädt 1966-1969: Der Vikar durfte nicht zur Frauenwallfahrt: Das war Privileg des Pfarrers!). Vielleicht ist heute jemand unter uns, der schon 1961 oder zumindest in den Anfangsjahren dabei war. Die kleine Festschrift, die ihr heute aus Anlass dieses kleinen Jubiläums erwerben könnt, will an diese Anfänge erinnern. Danke allen, die diese Schrift zusammengestellt haben!

Auch wenn 40 Jahre noch einigermaßen von einem Menschen überschaut werden können: Wie viel hat sich in den vier Jahrzehnten doch gewandelt! Sicher würde sich Pfarrer Metzler, mein damaliger Dingelstädter Pfarrer, sehr wundern, wenn er sehen würde, wie Frauen dem Bischof heute helfen, die Hl. Kommunion auszuteilen. Er würde, wie ich ihn kenne, das Kirchenlatein vermissen und vielleicht auch die alten barocken Messgewänder. Und wenn er hören würde, dass dem Bischof von Frauen eine Predigtvorlage erarbeitet worden ist, würde er wohl denken: Die Bischöfe sind auch nicht mehr das, was sie einst waren. Jetzt müssen sie sich schon bei der Predigt helfen lassen!

Aber so ist es eben: Auch in der Kirche ist in diesen Jahrzehnten "der Raum weiter" geworden. So wie in der Gesellschaft, in der Politik, im Alltagsleben der Menschen. Ob immer auch alles besser geworden ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber unbezweifelbar sind der Lebensraum, das Selbstbewusstsein, die Möglichkeiten des Engagements von Frauen weiter geworden. Die Welt hat sich gewandelt, nicht zuletzt für uns hier in Thüringen, im Eichsfeld durch die politische Wende. Unser aller Leben ist vielgestaltiger, bunter, interessanter geworden, wenn sich auch statt alter Lasten, die wir endlich losgeworden sind, manch neue Bürden auf die Schultern gelegt haben.

Diese Weitung unseres Lebensraumes gilt es zunächst einmal - ohne dies zu zerreden und sofort zu problematisieren - dankbar festzuhalten. "Du schaffst meinen Schritten weiten Raum!" Das ist Grund zum Danken und zur Freude. In der Geschichte dieser 40 Jahre, auch in jener vor der Wende, ist Gott mit uns gegangen.

Freilich: Gott schenkt jedem Einzelnen von uns unterschiedliche Lebensräume. Wir brauchen uns hier nur in der großen Wallfahrtsgemeinde umzuschauen. Da sind Verheiratete und Ledige. Da sind Berufstätige und Arbeitslose. Da sind Ordensschwestern und kirchliche Mitarbeiter. Da sind die unterschiedlichsten Berufe und Begabungen versammelt. Da sind junge Leute und Rentner, da sind Gesunde und weniger Gesunde, Frohe und Betrübte, Fromme und weniger Fromme ... !

Die Möglichkeiten und Lebensräume, die Gott eröffnet, sind sehr verschieden. "Weite" ist in diesem Sinne immer relativ:

  • Was soll die sagen, die zu Hause jemanden zu pflegen hat und Tag und Nacht im wahrsten Sinne des Wortes angebunden ist?
  • Da sind die Grenzen, die die Sorge um eine Familie setzen, um Kinder (ein Sorgenkind ist meistens dabei!), vielleicht auch finanzielle Sorgen, die wenig Spielraum lassen.
  • Was soll die Frau sagen, die vielleicht selbstständig ist oder die mit dem Mann zusammen einen kleinen Betrieb hat? Da gibt es kaum einen Feierabend. Die Arbeit kann einen manchmal auffressen.
  • Und da sind körperliche und seelische Grenzen und Zwänge, durch Krankheit und Alter bedingt. Da sind Einsamkeit und Trauer um eine zerbrochene Beziehung, Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Das relativiert in der Tat Lebensweite.
  • Ja, und manche wird auch sagen: Auch in der Kirche geht mir als Frau der weite Raum ab. So groß ist ja der Spielraum für Frauen nicht, auch wenn wir nicht unbedingt Pfarrer werden wollen. Der Bischof in Erfurt hat nur zwei Frauen an seinem Ratstisch sitzen, dafür aber acht Männer. "Naja, wir wissen schon: Die Würdigung der Frauen in der Kirche erfolgt eben weniger zu deren Lebzeiten, als vielmehr nach deren Tod!"

Ich möchte Sie, liebe Wallfahrerinnen, heute einladen, den Raum zu entdecken, den Gott Ihnen in Ihrem Leben schenkt. Denn das ist auch meine ganz persönliche Erfahrung: Ob ich mein Leben als weit erfahre oder mich eingeengt fühle, das hängt von meiner Wahrnehmung ab, von meiner "Lebensbrille". Erinnert euch an die Zeit vor der Wende! Natürlich hat uns die Mauer vor der Wende eingeengt und geärgert, aber sie hat uns und unser Leben nicht klein gemacht. Es hängt davon ab, was ich aus angebotenen Möglichkeiten und Chancen mache, selbst unter widrigen Umständen. Es kommt auf das "Sehen" an!

II.
Uns ist heute in der Lesung (vgl. Apg 16,11-15) eine Frau aus der Frühzeit der Kirche vorgestellt worden: Lydia, eine Purpurhändlerin aus Philippi, eine Unternehmerin, würden wir heute sagen. Sie ist der erste europäische Christ, den wir namentlich kennen, immerhin: eine Frau!

Der Bericht aus der Apostelgeschichte ist sicher stilisiert, eine gleichsam im erzählerischen Zeitraffer zusammengefasste Bekehrungsgeschichte, wie sie auch heute vorkommt. Ich denke etwa an die drei Erwachsenen, die ich in der diesjährigen Osternacht im Dom taufen durfte. Jeder und jede von ihnen hatte eine eigene Geschichte. Der Bericht über Lydia beschreibt einen Weg. Hier eröffnet sich ein Raum. Hier hebt eine Geschichte Gottes mit einem Menschen an - so wie sie auch bei uns einmal angefangen hat und immer noch weitergeht.

Ich fasse die Geschichte der Lydia in drei Stichworte:
Ldya hört - zunächst einmal die Worte des Paulus und die seiner Begleiter. Man wird sich einen jüdischen Diasporagottesdienst vorstellen dürfen, vielleicht auch Gespräche und Austausch über einige Tage oder gar Wochen hin. Und mitten in diesem Gespräch und Austausch über Jesus, den die Apostel verkünden, hört Lydia auf einmal das an sie gerichtete Wort Gottes: Du bist gemeint! Du ganz persönlich bist angefragt. Es geht um dich und dein Leben! Es geht um ein neues, ewiges Leben - über den Tod hinaus!

Und so kommt es - mein zweites Stichwort - zur Gottesberührung. "Der Herr öffnete ihr das Herz." Wir könnten auch sagen: Er öffnet ihr die Augen des Glaubens. Sie vermag ihr Leben neu zu sehen. Mitten in den Familien-, in den Geschäftsalltag dieser Frau hinein zeigt ihr Gott, wo das wahre Leben zu finden ist. "Lydia - komm, folge mir! Gewinne das Leben!" Dieser Ruf ertönte nicht nur damals. Er geht durch die Geschichte der Kirche, von der Berufung der ersten Jünger am See Gennesaret angefangen bis hin zu den Frauen und Männern, die dieses Jahr zu Ostern als Erwachsene in unserem Bistum getauft wurden. Berührt werden - von Gott, vom Herrn, vom Geist Gottes, der auch heute Menschen das Herz für das Evangelium öffnen kann.

Und daraus wird - das dritte Stichwort - Aktivität, die das Leben verändert. Nach der Taufe wird Lydia und ihr Haus zu einem Stützpunkt der missionarischen Arbeit, offensichtlich einer erfolgreichen, denn Philippi in Mazedonien, der Wohnort dieser Frau, wurde die Lieblingsgemeinde des Paulus, an die er einen wunderschönen Brief geschrieben hat ("Freut euch allezeit im Herrn ... !")

Die Geschichte der Lydia ist gleichsam eine Illustration für den Evangelientext (vgl. Lk 10, 1-9), der von der Aussendung der Jünger handelt. Jesus sendet seine Boten in die Städte und Dörfer, in die er selbst kommen will - und ich nenne einmal diese Orte: Dingelstädt und Mühlhausen, Geismar und Großbartloff, Worbis und Gernrode, Eisenach und Erfurt. Das ist der Raum, den Jesus seinen Boten eröffnet - die Welt aller Jahrhunderte und aller Erdteile. Er sendet uns in unsere Zeit, in dieses konkrete Land, das Eichsfeld, Thüringen und wo immer wir herkommen.

In der Geschichte dieser sympathischen Frau aus Philippi zeigt sich, wie Gott in das Leben von Menschen eingreift. Hören - sich berühren, das Herz, die Augen öffnen lassen - und selbst aktiv werden, zum Träger der guten Nachricht vom neuen Leben in Gott für andere werden.

III.
Viele von euch wissen, dass ich mich jüngst in einem Offenen Brief an die katholischen Christen in Deutschland gewandt habe mit dem Anliegen, wieder ein neues missionarisches Selbstbewusstsein im Blick auf unsere kirchenfernen Zeitgenossen zu gewinnen. Ich bitte euch, diesen Brief einmal zu lesen und in euren Familien bzw. Gruppen zu besprechen. Eure Seelsorger haben den Text. Er ist auch im Internet abrufbar. Ich habe eine ganze Reihe z. T. sehr zustimmender Antworten bekommen. Aber es gab auch Anfragen: "Ja, lieber Bischof, wie soll das gehen? Siehst du nicht, was heute in diesem Land los ist? Viele kennen Gott überhaupt nicht oder haben ihn vergessen. Viele haben nur noch ein müdes Lächeln, wenn vom Christententum die Rede ist. Selbst mitten unter uns Christen macht sich Resignation breit und das Gefühl: "Naja, wir persönlich werden wohl noch als Christenmenschen durchhalten. Aber ob da welche nachrücken werden?" Und einige fügen hinzu: "Sind nicht unsere eigenen Kinder und Kindeskinder auf dem religiösen Ohr taub geworden?"

Das sind bedrängende Fragen. Ich übersehe nicht, welche Widerstände sich gegen das Evangelium, gegen den christlichen Gottesglauben heute erheben. Dennoch halte ich die Gegenwart, gerade die lange Entfremdung vieler Menschen von Gott und der Kirche auch für eine Chance, neu und unverbraucht vom Glauben zu sprechen. Was einem fremd geworden ist, wird auch wieder interessant. Und zudem gilt: Gerade wenn alle Katzen grau sind, gewinnt das Unterscheidende - nämlich ein tapferes Leben, eine überzeugende Nächstenliebe, ein geduldiges Ertragen und Bewältigen von Lebenslasten - Ausstrahlungskraft. Ihr werdet mehr von den Menschen beobachtet, als ihr meint! Man schaut auf euch! Und auch ungläubig gewordene Kinder wissen an ihrer Mutter zu schätzen, wenn sie ihnen sagt: "Kind, ich bete für dich!"

Freilich: Dazu braucht es die eigene Verwurzelung im Gottesgeheimnis. Wir müssen selbst begreifen, was uns im Glauben geschenkt wird. Wir müssen immer neu lernen, uns wie Lydia von Gott das Herz, die Augen öffnen zu lassen. Wir brauchen den vom Osterlicht erfüllten Blick auf unser Leben. Kann der uns heute an diesem Wallfahrtstag wieder geschenkt werden? Ich möchte euch dabei helfen.

IV.
Es gibt einen bekannten Werbespruch eines Fernsehsenders: "Mit dem Zweiten sieht man besser!" Ich knüpfe einmal im Folgenden an dieses Wort an. Um die ganze Wirklichkeit zu sehen, brauchen wir - im Bild gesprochen - zwei Augen: Das Auge des prüfenden Denkens und Urteilens - und das vom Osterlicht erfüllte Auge des Glaubens.

Für viele Menschen ist das "Sehen" der Welt und ihres Lebens mit Hilfe des prüfenden Verstandes das einzig Wahre und Richtige, also das Sehen mit einem kritischen Blick, wie wir dies aus unserem Alltag kennen. Freilich: Solches Sehen auf die Welt ist nur ein Sehen mit einem Auge! Schon im zwischenmenschlichen Umgang kann ein solch sezierendes, kritisch prüfendes Sehen mehr zerstören als wirklich erkennen. Es ist dann, um ein Bild zu gebrauchen, wie mit einer wunderbaren Schneeflocke: Sobald man sie unters Mikroskop legt, schmilzt sie dahin und ihre Herrlichkeit ist vorbei. Menschliche Zuneigung, Vertrauen von Person zu Person und vor allem Liebe, die von Herzen kommt und auf das Herz des anderen zielt, kann nicht nur mit einem kritisch-prüfenden Auge angeschaut werden. Da braucht es mehr, wie alle Künstler wissen, aber auch die wahrhaft Liebenden.

Gibt es ein solches Sehen mit dem zweiten Auge, mit dem Auge des Glaubens? Ja - wenn wir ernst damit machen, dass Jesu Auferstehung auch unser Leben verändert hat. Wir haben dieses wichtigste Geheimnis unseres Glaubens zu Ostern gerade wieder gefeiert. Jede Heilige Messe, auch dieser Wallfahrtsgottesdienst ruft es uns in Erinnerung: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!" Unser Glaube weiß: Jesus ist mehr als ein Prophet gewesen, mehr als nur ein begnadeter Weisheitslehrer. In ihm hat Gott gehandelt. Im Tod ist Jesus zum Vater heimgegangen, von Gott erhöht in himmlische Machtstellung. Mit der Auferstehung Jesu hat gleichsam eine neue, zweite Schöpfung begonnen. Ab jetzt gelten nicht mehr die alten Machtverhältnisse der Sünde und des Todes, denen wir noch dem Leibe nach unterworfen sind. Deren Macht ist grundsätzlich gebrochen - so wie ein Sieg schon errungen ist, selbst wenn die Soldaten der siegreichen Armee noch in Nachhutgefechte mit dem alten Feind verwickelt werden können.

Das ist die Botschaft, das "Evangelium", das auch Paulus und seine Gefährten in Philippi verkündet haben. Lydia hat sich davon treffen lassen - und ihr Leben wurde anders. Ich gebe zu: Diese Wahrheit ist nur mit einem zusätzlichen Auge in ihrer ganzen Bedeutung zu erfassen. Eben: mit dem "Osterauge", dem gläubigen Sehen, das den Verstand nicht ausschaltet, aber ihn doch überschreitet auf einen größeren Horizont hin. "Mit dem Zweiten sieht man besser!"

Die Auferstehung, von der unser christlicher Glaube redet, wird oft als bloße Wiederbelebung eines Toten missverstanden. Das meint unser Glaubensbekenntnis überhaupt nicht. Es geht um ein anderses, neues Leben, es geht um das Leben Gottes selbst, ein Leben, das unseren Sinnen nicht fassbar, unserem Denken nicht zugänglich, höchstens erahnbar ist. "Schaffe uns neu, Gott, durch deinen Geist, damit auch wir auferstehen und im Licht des Lebens wandeln!", so heißt es in einem Gebet der Kirche. Es geht gerade um die Ü;berwindung dieses Lebens, das die Biowissenschaften uns demnächst verlängern wollen. Es geht um ein qualitativ anderes Leben: ein Leben, in dem man auf Dauer gewollt und geliebt wird, und das deshalb unvergänglich sein muss.

Eine Ahnung, einen Vorgeschmack dieses Lebens erhält derjenige, der von einem anderen Menschen von Herzen geliebt wird. Das ist für mich der wichtigste Erfahrungszugang zum christlichen Glauben: die Seligkeit, von einem anderen geliebt zu werden, mitten in der Fülle des Lebens, aber auch und gerade dann, wenn das Leben sich neigt, wenn es auf Sterben und Tod zugeht. Wir Menschen können einen geliebten Mitmenschen nicht vor dem Tod bewahren. Das kann allein Gott, der Erfinder des Lebens. Bei Jesus hat er damit angefangen. Deswegen bin ich Christ. Deswegen bin ich getauft. Deswegen will ich zu Christus gehören - im Leben und im Sterben.

Mein Wunsch für alle meine der Kirche und dem christlichen Gottesglauben fernstehenden Mitbürgerinnen und Mitbürger im Freistaat Thüringen wäre, dass sie schon in ihrem Leben hier auf Erden diese Erfahrungen machen können: dass sie jemand "zum Sterben gern hat"! Das ist schon so etwas wie ein Einstieg in den Glauben an den Gott, der uns "zum Sterben gern hat".

Erahnen wir, welcher Perspektivenwechsel im Leben der Lydia eingetreten ist, als sie sich taufen ließ? Das ist die geheime Quelle ihrer neuen Existenz. Das hat sie befähigt, Mitarbeiterin des Paulus bei seinem Werk der Glaubensverkündigung zu werden. Solche Frauen braucht es heute, Frauen, die um das Ostergeheimnis wissen. In diesem Land! Mitten in unseren manchmal so müde gewordenen Gemeinden! Es braucht Osterzeugen!

Liebe Wallfahrerinnen! Ich rufe euch allen zu: Lasst euch neu anstecken von dieser österlichen Freude: "Du, Herr, schaffst durch deinen Tod und deine Auferstehung meinen Schritten freien Raum!" Entdeckt euer Leben als den Resonanzraum, den Gottes Liebe in euch zum Klingen bringen kann. Dort, wo einer geliebt wird, kann das Herz weit werden. Da kann es zu singen anfangen. Die Liebe kann das Leben weit werden lassen, auch wenn es durch mancherlei Dinge äußerlich eingegrenzt ist.

Wenn das schon unter uns Menschen so ist, um wie viel mehr gilt dies von Gottes Liebe, wie sie Jesus uns zugesagt hat. Menschliche Liebe hat Grenzen. Sie kann schwach werden, ja sie kann erlöschen. "Aber wenn selbst eine Mutter ihr Kindlein vergessen könnte - ich vergesse dich nicht!", so lässt der Prophet Jesaja Gott sprechen. Und Jesus sagt: "Der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin" (Joh 16,27). Macht euer Leben in dieser unerschütterlichen Gottesliebe fest! Und nehmt in diese wie ein Fels feststehende Liebe alle hinein, die euch ans Herz gewachsen sind, besonders jene, um die ihr euch in Schmerzen sorgt.

Euren Männern habe ich am Himmelfahrtstag im Klüschen Hagis eine Predigt zu dem Wallfahrtsthema gehalten: Auf die Liebe setzen. Ich hoffe, dass sie euch davon erzählt haben.

Aber ich hoffe noch mehr, dass sie sich an dieses Leitwort auch halten. Helft ihnen dabei! Setzt euch gemeinsam der Liebe Gottes aus, "die in unseren Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist", wie Paulus sagt (vgl. Röm 5,5), damit ihr auch gemeisam erfahren könnt: "Du, Herr, schaffst unseren Schritten weiten Raum!" Amen.

Kerbscher Berg bei Dingelstädt im Eichsfeld, den 27. Mai 2001

Brief von Bischof Wanke über den Missionsauftrag der Kirche