Einführung:
Mit dem Friedenswunsch hat der auferstandene Herr Jesus Christus seine Jünger begrüßt. Mit dem Friedensgruß beginnt auch dieser österliche Gottesdienst im Erfurter Mariendom, zu dem ich Sie hier im Dom und an den Radiogeräten ganz herzlich begrüße. In unserer Kirche ist in der Osterwoche jeder Tag ein Sonntag. Es ist schön, dass der heutige Tag auch ein staatlicher Feiertag ist und wir miteinander in diesem Gottesdienst den auferstandenen Jesus Christus begrüßen können. Wir bitten ihn um seine erbarmende Nähe.
Predigt:
Meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,
der älteste Begriff für die Feier des christlichen Abendmahls ist „Brotbrechen“. Bei den religiösen Mahlfeiern, die die Juden zu Hause begehen, wird Matzenbrot verteilt. Es ist ähnlich wie Knäckebrot ein sehr dauerhaftes Brot, das die Juden zur Erinnerung an ihren langen Zug durch die Wüste von Ägypten nach Israel bei ihren religiösen Mahlfeiern verwenden. Das Brot wird auseinander gebrochen und an jeden verteilt, der am Tisch sitzt. Auch Jesus hat dies bei den Mahlfeiern mit seinen Jüngern so gehalten, auch beim letzten Abendmahl, als er das gebrochene Brot neu interpretierte als Zeichen seiner Gegenwart unter seinen Freunden. So wie das Brot zerbrochen wird, so wurde Jesus Christus am Kreuz zerbrochen. Jesus beschrieb das zerbrochene Brot als seinen Leib, der hingegeben wird für seine Jüngerinnen und seine Jünger zur Vergebung der Sünden. Weil er wie ein Verbrecher hingerichtet wurde, ohne auch nur eine Sünde begangen zu haben, kann er uns von unseren Sünden befreien, wenn wir es ihm zutrauen und uns mit unseren Opfern versöhnen. Dieses intensive Geschehen findet einen Ausdruck im schlichten Zeichen des Brotbrechens. Es ist zu einem Erkennungszeichen Christi geworden. Die beiden Jünger, die lange mit einem Fremden unterwegs waren auf dem Weg zum Ausflugsort Emmaus, erkannten ihn erst, als er in der Gaststätte das Brot brach. Der Evangelist Lukas schreibt: „Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn.“ (Lk 24,31).
Das Brotbrechen wurde nicht nur zu einem Erkennungszeichen Christi, sondern auch zu einem Erkennungszeichen der Christen. Bei ihren Zusammenkünften aßen sie nicht nur ein kleines Stück des heiligen gebrochenen Brotes, sondern sie trafen sich zum gemeinsamen Essen. Die Wohlhabenden brachten so viel mit, dass es für alle reichte. Dass dies ein Ideal ist, dass nicht immer verwirklicht wurde, wissen wir aus einer Bemerkung des Apostels Paulus in einem Brief an die Christen in Korinth. Da schreibt Paulus: „Was ihr bei euren Zusammenkünften tut, ist keine Feier des Herrenmahls mehr. Denn jeder verzehrt sogleich seine eigenen Speisen und dann hungert der eine, während der andere schon betrunken ist.“ (1 Kor 11,20.21). Um das Idel des Brotbrechens und des Teilens zu untermauern, erinnert Paulus an das letzte Abendmahl Jesu Christi mit seinen Jüngern und überliefert damit nebenbei den ältesten Bericht vom letzten Abendmahl. Dass Christus das Brot mit seinen Freunden bricht, ist nicht mehr nur ein Erkennungszeichen Jesu Christi, sondern auch die bleibende Mahnung an alle Christen, dass das Brotbrechen, das Teilen, ihr Erkennungszeichen ist. Weil Jesus Christus das Brot bricht und sein göttliches Leben mit den Seinen teilt, sind wir Christen nicht nur dazu herausgefordert, unser Leben mit Christus zu teilen, sondern auch unsere Güter, unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit mit den Menschen zu teilen. Dies ist eine bleibende Herausforderung aus der Feier des Herrenmahls, in dem wir den auferstanden Herrn Jesus Christus erkennen, als den, der nicht nur das Brot mit uns teilt, sondern auch sein Leben. Die beiden Jünger, die Jesus Christus in Emmaus am Brotbrechen erkannt hatten, haben auch sofort angefangen zu teilen. Sie wollten nämlich die wunderbare Erfahrung der Begegnung mit Jesus Christus mit den anderen teilen. Lukas berichtet, dass sie noch in derselben Stunde aufbrachen und zu den anderen Jüngern eilten, um ihnen zu erzählen, „was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.“ (Lk 24,35).

