Bonifatius: Vom Katholikentag nach Gotha

Lebensgroße Heiligenfigur wird auf dem Katholikentag für die Bonifatius-Gemeinde fertiggestellt


Holzbildhauer Mussner mit dem Entwurf und der Rohfassung des Bonifatius
Teilnehmer des Katholikentages arbeiten an einer lebensgroßen Bonifatius-Figur für Gotha, die ein Südtiroler Holzbildhauer entworfen hat...

Gotha/Paderborn/Saarbrücken (BiP). Die katholische Kirchengemeinde in Gotha erhält anlässlich des 150-jährigen Kirchweihjubiläums eine lebensgroße Holzplastik ihres Patrons St. Bonifatius geschenkt. Die Kosten von 5.000 Euro für die 1,80 Meter große und rund 60 Kilogramm schwere Figur übernimmt die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn.


Der Entwurf der Bonifatius-Plastik stammt vom Südtiroler Holzbildhauer Hubert Mussner. Bisher hat der Künstler nur eine Rohfassung erstellt, mit der er diese Woche von Gröden zum Katholikentag nach Saarbrücken reist. Dort soll der "Gothaer Bonifatius" von Mussner und Teilnehmern des Katholikentages am Stand des Paderborner Bonifatiuswerkes gemeinsam fertiggestellt werden.


Das katholische Diaspora-Hilfswerk ist der Initiator dieser Aktion. Dank der Hilfe aus Paderborn wird die Bonifatius-Gemeinde in Gotha zum ersten Mal eine Statue ihres Pfarrpatrons besitzen. Pfarrer Georg Schuchardt hofft, dass "Bonifatius" bis zum Oktober diesen Jahres eintrifft und im Foyer des Gemeindezentrums aufgestellt werden kann. Denn am 22. Oktober feiert die Bonifatiusgemeinde mit Bischof Joachim Wanke das Kirchweihjubiläum.



Im Auftrag des Bonifatiuswerkes von der Katholischen Nachrichten-Agentur erstellte Reportage zum "Gothaer Bonifatius":


"Tok, tok, tok". Mit jedem Schlag gleitet der Metallkeil vermeintlich widerstandslos in das helle Holz. "Tok, tok, tok." Hubert Mussner lässt den ovalen, nahezu fassähnlichen, Holzhammer auf den Griff des Stechbeitels sausen. Holzspäne segeln zu Boden. "Tok, tok, tok." Mit jedem Schlag schält sich eine Figur aus dem Lindenholz. Mussner, gut katholisch, ist Holzbildhauer in Gröden in Südtirol. Hier, in seinem lichtdurchfluteten Atelier, entsteht die Rohfassung einer lebensgroßen Bonifatius-Statue. Auf dem Katholikentag soll sie von ihm und den Teilnehmern vollendet werden, um anschließend im Gemeindezentrum von St. Bonifatius in Gotha eine endgültige Heimat zu finden. In der Stadt sind gerade einmal ein Viertel der Einwohner Christen.


Mussner blickt prüfend zur Seite: Neben einem lebensgroßen gekreuzigten Jesus und einer Marien-Skulptur steht ein kleiner Gipsmann; Es ist jene Figur, für die sich die Gemeindemitglieder in Gotha entschieden haben.

Mussner hatte mehrere Modelle zur Auswahl gestellt und Fotografien nach Gotha geschickt, aber auch nach Paderborn, dem Sitz des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken. Das Diaspora-Hilfswerk hat den Gothaer Gemeindemitgliedern den Kontakt in jene heile südtiroler Bergwelt rund um Gröden vermittelt, in der der 60 Kilogramm schwere Heilige aus Holz langsam Konturen bekommt.


"Wir haben Hubert Mussner auf der Kirchenfachmesse Ecclesia in Köln kennen gelernt", erinnert sich Christoph Schommer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit beim Bonifatiuswerk. Er war Standnachbar und hat unter großem Publikumsinteresse seine Holzkunst präsentiert. Schommer und seine Kollegen waren begeistert und dachten dann auch gleich an die Gothaer Katholiken. Ihnen fehlt eine Statue jenes Heiligen, dem sie ihren Gemeindenamen verdanken.


Eine Idee wurde geboren: Warum nicht einen Verbindung zwischen dem Bildhauer im katholischen Gröden und der Gemeinde im weitgehend konfessionslos geprägten Gotha herstellen: ein "Brückenschlag Diaspora". Der Weg des hölzernen Heiligen ist gewissermaßen eine erneute Pilgerreise des 673 unter dem Namen Winfried in England geborenen Heiligen. Denn auch der kam 718 von der Insel, einer gut gläubigen Gegend, in die Diaspora des Frankenreichs, um dort zu missionieren. Bistümer wie Salzburg, Freising, Regensburg, Würzburg oder Erfurt wurden von ihm gegründet. Fulda wurde zum kulturellen Zentrum Germaniens. England und sein Glauben verband sich mit dem Festland. Nicht umsonst wird er heute noch als "Brückenbauer" bezeichnet.


Pfeiler der von der Paderborner Bank für Kirche und Caritas gesponserten Aktion ist der Katholikentag, auf dem jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin seine künstlerischen Fähigkeiten am Stand des Bonifatiuswerks ausleben kann. Hubert Mussner gibt dazu fachkundigen Rat.


Der Kirchenpatron kommt pünktlich nach Gotha, und zwar zum Jubiläum. Denn genau vor 150 Jahren, 1856, wurde das kleine Gotteshaus in Gotha geweiht. Damals, als die Kleinstaaterei in Deutschland zu Ende ging, seien viele Kirchen dem Missionar aus England geweiht worden, erklärt Pfarrer Georg Schuchardt. "Schon damals hat der damalige Bonifatiusverein den Bau der Kirche unterstützt."


Knapp 200 Gläubige finden heute darin Platz. Seit diesem Jahr können sie sich dank der Renovierung auch an dem sanften Gelb erfreuen, das von den Wänden strahlt. 150.000 Euro der rund 700.000 Euro Baukosten hat das Bonifatiuswerk übernommen. Besonders wichtig sind Pfarrer Schuchardt vor allem die drei Fenster an der Ostseite der Kirche. Eingerahmt von der heiligen Elisabeth links und Radigunde rechts blickt Bonifatius auf die Gläubigen herab. "Am Morgen, wenn die Sonne durch die Fenster strahlt, kommen die figürlichen Darstellungen wunderbar zur Geltung", schwärmt Schuchardt.


Die Holzstatue dagegen wird einen anderen Platz bekommen, denn in der kleinen Kirche käme sie nicht wirklich zur Geltung, findet der Pfarrgemeinderat. Im Foyer des Gemeindezentrums, in dem sich das Leben der Gemeinde - angefangen von der Mutter-Kind-Gruppe bis zum Seniorenkreis - abspielt, soll die Statue einen besonderen Platz erhalten. Denn der Eingangsbereich ist zugleich die Verbindung zwischen Alt- und Neubau des Zentrums. Letzterer wurde ebenfalls mit Hilfe des Diaspora-Hilfswerk gebaut. Als Generalsekretär Prälat Clemens A. Kathke vor eineinhalb Jahren in Gotha war, hat er das Haus besichtigt. Der Platz für die Bildhauerei aus Südtirol gefiel ihm.


Wann genau der Heilige kommt, weiß bisher noch niemand. Das hänge schließlich auch von den Hobbykünstlern auf dem Katholikentag ab, sagt Schommer. So lange kann dann auch die heilige Elisabeth noch auf ihrem Platz stehen, wie Schuchardt bemerkt. Die Statue, die bisher im Foyer steht, ist mit 1,20 Meter deutlich kleiner als der hölzerne Heilige mit seinen etwa 1,80 Metern. Auch sie hat für die Gemeinde eine Bedeutung. Als die Schwestern der heiligen Elisabeth vor drei Jahren ihr Haus in Gotha schlossen, blieb das Kunstwerk als Geschenk da. Sie wird aber Bonifatius weichen müssen. "Wir finden bestimmt einen anderen würdigen Platz", so Schuchardt.


Auch wenn Schuchardt seine Gemeinde nicht viel anders sehen will als in gut katholischen Landstrichen wie etwa Südtirol, so sei sie doch eine "Stadt auf dem Berg oder ein Licht auf dem Leuchter", wie der Geistliche sagt. "Ich hoffe, dass der Heilige uns dafür seine Fürsprache erteilt." Die Chancen stehen gut, denn der Name Bonifatius bedeutet nichts weniger als "der gutes Geschick Verheißende".


Christian Wölfel



www.bonifatiuswerk.de