Bischof Wanke: "Was dem Eichsfeld für das neue Jahrhundert zu wünschen ist!"

Vortrag von Bischof Dr. Joachim Wanke beim Martinsempfang der Pröpste von Heiligenstadt und Duderstadt für Vertreter des kirchlichen und politischen Lebens des Eichsfeldes am 16. November 2000 in der Bildungsstätte St. Martin, Germershausen

Natürlich alles Gute! Aber was ist das konket? Zunächst einmal die Erfahrung dieser Stunde: dass sich Vertreter des kirchlichen und politischen Lebens vom Hl. Martin, dem Schutzpatron des Eichsfeldes einladen lassen, dass sie sich in freundschaftlicher Weise persönlich begegnen, miteinander beten und sich über Fragen der Zeit und dieser Region austauschen! Das ist nicht selbstverständlich und ich freue mich, dass diese Begegnung um den Martinstag herum schon eine guten Tradition geworden ist. Es wäre nicht das schlechteste Geschenk für das kommende Jahrhundert, wenn diese Form der Begegnung auch von kommenden Generationen aufgegriffen und fortgeführt würde!

Bei meinen Gedanken über das, was ich dem Eichsfeld wünsche, setze ich mit folgender Beobachtung ein: Im Zeitalter der Globalisierung und Entgrenzung der Horizonte erhalten die kleinen, überschaubaren Lebensregionen wieder deutlich Gewicht. Der Mensch ist und reagiert nicht immer so, wie manche Zukunftsstrategen sich das wünschen. Natürlich hat sich für uns durch die rasanten Entwicklungen der letzten Jahre, speziell für uns in den neuen Ländern seit der politischen Wende der Lebens- und Denkhorizont gewaltig ausgeweitet. Das Lebenshaus ist größer und weiter, aber auch unübersichtlicher geworden. Das bringt nicht nur neue Möglichkeiten und Chancen mit sich, sondern führt auch zu Unsicherheiten und Ängsten. Das Gewaltphänomen an den Rändern unserer Gesellschaft erklärt sich m. E. zum Teil (!) aus dieser Entwicklung.

Eine solch geprägte Region wie unser Eichsfeld hat darum gerade im Zeitalter der Ausweitung der Lebenshorizonte und der damit verbundenen neuen "Unübersichtlichkeit" eine besondere gesellschaftspolitische und auch kirchliche Bedeutung. Eine solche überschaubare Region, gezeichnet von einer gemeinsamen lokalen Geschichte, verbunden durch Brauchtum, Sprache und christlichen Glauben ist in seiner Bedeutung für die Menschen und die Gestaltung des politischen und kirchlichen Lebens von größter Wichtigkeit.

Nun ist natürlich nicht zu verkennen, dass die modernen Lebensverhältnisse auch an manchen traditionellen Vorgaben des Eichsfeldes nagen. In einem Brief an die Gemeinden Anfang des Jahres 1996 (anlässlich der 1100-Jahr-Feier des Eichsfeldes) hatte ich geschrieben:

"Ich höre jetzt manchmal von Leuten in Eichsfeldgemeinden sagen: "Herr Bischof, auch das Eichsfeld ist nicht mehr das, was es einmal war!" Und auf meine Frage: "Wie meinen Sie das?" habe ich einmal als Antwort erhalten: "Wir Eichsfelder verlieren allmählich unsere Seele!" - Könnte das wirklich sein? Und was hat wohl der Betreffende damit gemeint? Ich habe ihn so verstanden: Uns Eichsfeldern geht, wenn wir nicht aufpassen, das verloren, was unser Reichtum ist: dass wir wissen, wo unser "zu Hause" ist, dass wir uns unseren Charakter nicht verbiegen lassen und dass wir über Disco, Schaffen und Häuser-Bauen den Herrgott nicht vergessen. Ein Besitz, den man nicht pflegt, verrottet langsam. Geht es uns so mit unserer Eichsfelder Seele? Eichsfelder wird man nicht allein durch Geburt. Zum Eichsfelder gehört, dass man Eichsfelder sein w i l l - und da reicht nicht, dass man Platt sprechen kann und ab und zu einmal das Eichsfeld-Lied singt." Soweit dieser damalige Brief an die Gemeinden.

Ich sage es rundheraus, was mir am meisten für den Bestand des Eichsfeldes als einer christlich-katholisch geprägten Region Sorgen macht: das ist der poröser werdende Zusammenhalt unserer Ehen und Familien - und das ist die Sonntagsheiligung.

Unter den Wünschen, die ich dem Eichsfeld in das neue Jahrhundert mitgeben möchte, rangieren diese beiden an oberster Stelle:

1. dass die Menschen, die Politiker und die Seelsorger wissen und schätzen, was sie an guten Ehen und Familien haben. Wer unsere Ehen und Familien gefährdet, handelt so wie einer, der unseren Flüssen die Quellgebiete zubaut. Es ist nicht nur Nostalgie und Romantik, wenn ich so betont dies an die oberste Stelle meiner Wunschliste setze. Natürlich sehe ich, sehen wir als Seelsorger und auch als politisch Handelnde die Veränderungen, Wandlungen und Belastungen, denen die Ehen und Familien auch ohne unser Zutun ausgesetzt sind. Gerade Politiker selbst müssen sich angesichts ihres eigenen zeitfressenden Berufes, der sie oft von zu Hause fernhält, fragen, was sie für ihre Familie, für ihre Ehe tun. Auch wir ehelos lebenden katholischen Priester müssen für uns selbst und unsere eigene Lebenskultur etwas einsetzen, um nicht menschlich zu verkommen. Es ist nicht gut, anderen etwas zu predigen, was man nicht selbst zu leben versucht. Nein - nicht die modernen Lebensverhältnisse sind an allem schuld. Es ist oft unsere Unachtsamkeit, Blindheit und Tatenlosigkeit, Beziehungsprobleme im Vorfeld nicht zu erkennen und im Sinne der Erneuerung von innen her anzupacken.

Immer wieder höre ich, dass man angeblich gegen Trends der Zeit und die veröffentlichte Meinung schwer etwas machen kann. Was wir derzeit bei der Gesetzgebung für die gleichgeschlechtlichen Verbindungen erleben, ist ein typisches Beispiel dafür. Hier segeln bestimmte Parteien in einem Trend, von dem sie hoffen, dass er ihnen Stimmen bringt und wenig Geld kostet. Was aber dabei an Rechtskultur zum Schutz der Ehen und Familien den Bach heruntergeht, wird nicht gefragt. Nein, wir wollen als Christen keine Diskriminierung von Menschen wegen ihrer geschlechtlichen Orientierung oder ihres Lebensstiles. Aber wir wollen nicht, dass unsere Ehen- und Familien als Lebensform und Lebensstand vergleichgültigt werden, als ob es in das Ermessen des Einzelnen gestellt sei, wie man sich verwirklicht. Ehe und Familie unterscheiden sich von der Schöpfungswirklichkeit her grundlegend von allen anderen Beziehungsformen. Bei diesen kann man manches durchaus auch regeln, etwa privatrechtlich oder - wo dies nicht reicht - durch neue Gesetze. Aber eine eheähnliche Rechtsform leistet der Vergleichgültigung der unterschiedlichen Lebensformen Vorschub und wird sich - geht man diesen Weg konsequent weiter - in einer noch stärkeren Privatisierung der Gesellschaft bemerkbar machen. Und darunter werden wir alle leiden. Wir tun es jetzt schon.

Zweifellos stehen heute Ehe und Familie im Konflikt mit anderen gesellschaftlichen Werten. Umso wichtiger ist es, dass jene Grundhaltungen, die in Ehe und Familie bejaht und dort als förderlich und für alle hilfreich erlebt und gelebt werden, einen Rückhalt in politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erhalten. Die derzeitige Diskussion über die Ursachen und das Eindämmen von Gewalt zeigt uns schon, wie sich - um dieses Bild noch einmal zu bemühen - die Verschmutzung der Quellen auswirkt. In der Familie fängt an, was im Lande leuchten soll, so hat Adolf Kolping einmal sinngemäß gesagt. Dieses Urteil gilt auch heute. Ich danke allen, die sich in diesem Sinn für unsere Familien einsetzen. Wenn die Lage unserer Familien die gleiche Aufmerksamkeit der Politik erfahren würde wie die wirtschaftlichen Standortbedingungen Deutschlands, wäre es mir um unsere Zukunft wohler.

2. Und ich nenne als zweites die Sonntagsheiligung, speziell durch die Teilnahme am Gottesdienst. Natürlich ist der Sonntag mehr als nur Gottesdiensttag. Aber er ist letztlich Sonntag, weil er Gottesdiensttag ist. Wer diese Verbindung nicht sieht, ist blind für die prägende Kraft der Liturgie. Kultur erwächst aus dem, was wir Kult nennen, "Anbetung" im weistesten Sinne. Es ist nur wichtig, dass der Mensch Gott anbetet und nicht etwas anderes. Von daher speziell mein Wunsch und meine dringliche Bitte: Erhalten wir dem Eichsfeld den Sonntag als Tag des Gottesdienstes. An dieser inneren Verbindung hängt sehr viel. Die Diskussionen um den Buß- und Bettag und über Geschäftsöffnung am Sonntag zeigt uns deutlich, dass Traditionen, die keine Wertgehalte mehr umschließen, achtlos beiseitegelegt werden.

Auch hier sehe ich durchaus die Veränderungen in der Gesellschaft. Sie machen ja nicht nur Politikern zu schaffen, sondern auch uns Pfarrern. Manchmal geben sie uns auch Rückenwind. Die gesteigerte Beweglichkeit der Leute etwa kommt durchaus unseren Wallfahrtsorten zugute. Aber alles in allem: Die Leitwerte einer oft maßlosen Spaß- und Unterhaltungsgesellschaft stehen quer zu dem, was wir eigentlich mit Sonntagskultur meinen. Nichts gegen das Feiern, aber was sich im Eichsfeld langsam ausbreitet, ist eine "Feieritis", die die Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Etwas weniger könnte manchmal mehr sein - und zudem könnten geplagte Lokalpolitiker auch mal etwas mehr zu Hause sein.

Mein Wunsch an das Eichsfeld der kommenden Jahrzehnte ist: dass die Glocken unserer Kirchtürme nicht vergeblich läuten!, dass sich die Menschen zusammenrufen lassen aus der Vereinzelung zur Gemeinschaft einer betenden und singenden Gemeinde vor Gott. Die Messe ist keine Unterhaltungsveranstaltung, zugegeben. Junge Leute haben da oft ihre Probleme. Die Messe feiern setzt voraus, dass man die Messe lebt. Auf unseren Patenen darf nicht nur die Brothostie liegen, sondern der Inhalt unseres Alltags von Montag bis Freitag. Dieser vom Glauben durchdrungene Alltag muss verwandelt und gesegnet werden. Nur so bleibt uns als Einzelnen und als Familien, unseren Verbänden und Vereinen der Grundwasserspiegel einer konkreten Lebensfrömmigkeit erhalten. Wenn dieser steigt, wachsen von allein die Früchte, die dann dieses Land reich machen werden, unser aller Leben menschenfreundlich.

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Was dem Eichsfeld sonst noch zu wünschen ist? Sicher eine Menge anderer Dinge. Um mich nicht in Einzelheiten zu verlieren, möchte ich das alles einmal in ein Wort der Heiligen Schrift hineinlegen, das vom Hl. Paulus stammt: "Prüfet alles, das Gute behaltet!"

Dieses Wort ist vor knapp 2000 Jahren einer kleinen Christengemeinde am Rand des Ägäischen Meeres mit Namen Thessalonich geschrieben worden. Es gab in dieser Gemeinde mancherlei Fragen und Probleme, auch Spannungen, wie sie eben unter Menschen, auch wenn sie plötzlich fromm werden, nicht ausbleiben. Was tun, wenn der eine dies und der andere das vorschlägt, für wichtig hält, für unabdingbar? Paulus, der Schreiber des Briefs, gibt seinen Christen in Thessalonich einen nüchternen, beinahe hausbackenen Ratschlag, eben dieses Wort, das ich in diese Stunde einbringen möchte: "Prüfet alles und behaltet das Gute!"

Derzeit, so habe ich den Eindruck, wachsen die Herausforderungen schneller, als die Vorschläge für Problemlösungen nachkommen können. Ich spüre allenthalben ein Tasten und Suchen, wie man den tiefgreifenden Modernisierungsschüben in Staat und Gesellschaft einigermaßen gerecht werden kann. Ich nehme da die Kirchen nicht aus, die sich ebenfalls im Wandel der Zeiten und Mentalitäten fragen müssen, wie sie ihren Auftrag am besten bewältigen können, ohne ihr Profil zu verlieren. Da bleibt Streit nicht aus, da gibt es Spannungen zwischen Fortschrittlern und Konservativen, zwischen Modernisierern und denen, die beim Bewährten und Bekannten ihre Zuflucht nehmen. Das war zu allen Zeiten so - und ist eben heute auch nicht anders.

Was freilich anders ist, ist die Schnelligkeit, mit der Veränderungen eintreten, gleichsam die Beschleunigung der Umbruchsbewegungen, die oft den Einzelnen überfordern und ihn erschrecken, manchmal auch panisch reagieren lassen.

Ja, es gibt hinreichend Materie, die heute anstehenden, drängenden Fragen immer neu zu prüfen: Wie die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen? Wie die Wirtschaft modernisieren, ohne dass der Mensch auf der Strecke bleibt und die Natur einen Kollaps bekommt? Wie dem Verbrechen wehren, ohne den Freiraum für die Bürger unerträglich einzuengen und Persönlichkeitsrechte zu beschädigen? Wie ein gemeinsames Haus Europa bauen, oh-ne dass alle Nationen mit ihren Eigenheiten und unterschiedlichen Problemlagen über einen Kamm geschoren werden? Fragen über Fragen! "Prüfet alles" - ohne ideologische Vorurteile, ohne parteipolitische Scheuklappen, ohne festgefahrene Feindbilder, die unfähig machen, über den eigenen Horizont hinauszusehen und Neues bei anderen, auch beim politischen Gegner wahrzunehmen.

Aber ebenso gilt auch dies: "Das Gute behaltet!" Ich nenne als "behaltenswert" drei mir wichtige Grundeinstellungen, die ich Menschen wünsche, die für das Eichsfeld der Zukunft Verantwortung tragen wollen:

1. Den Fragen nachdrücklich auf den Grund gehen!

Nichts schadet der Politik mehr als Oberflächlichkeit. Das ist nicht anders als sonst im Leben. Die Meinung, man werde schon "irgendwie durchkommen", ist zwar für den Augenblick bequem, bringt aber nichts für die Lösung von Problemen auf Dauer. Das Vertagen und Verdrängen von Fragen führt uns nicht weiter. Zur Demokratie gehört, dass jeder sich um eine fundierte, begründete Meinung zu den anstehenden Sachfragen bemüht. Ich habe Respekt vor allen, aus allen politischen Lagern, die ihre Optionen argumentativ vortragen und den Menschen helfen, nicht aus dem Bauch heraus zu agieren, sondern mit Verstand, der Sache angemessen, soweit das überhaupt möglich ist. Nur die Wahrheit hilft uns weiter, nicht ein falsches Wunschdenken.

2. Die Leistungen und den guten Willen des anderen, auch des politischen Gegners anerkennen!

Ich finde es gut, wenn auch politische Kontrahenten sich gegenseitig für ihre Leistungen Respekt zollen. Es gibt auch heute für diese noble Haltung gute Beispiele. Das muss zu dem Stil von Politik gehören, der auch von uns allen honoriert wird. Demokratie lebt davon, dass man nicht nur andere gut begründete Meinungen achtet, sondern auch dem Einsatz des anderen, selbst wenn man anderer Ansicht ist, nicht den Respekt verweigert. Ich werde immer dann misstrauisch, wenn ein kirchlicher Mitarbeiter bestimmte Leute oder Gruppen von Gemeindemitgliedern bei mir madig machen will. Weder in einer Kirchengemeinde noch in einem demokratischen Gemeinwesen bekommt man alle Leute unter einen Hut. Das wäre zudem auch recht langweilig. Demokratie lebt von Pluralität, von Vielgestaltigkeit, von dem Einsatz der vielen Gaben und Begabungen. Das ist auch in der Kirche so. Aber es ist ein Grundgebot jeder gelingenden Gemeinschaft, sich bei aller Unterschiedlichkeit nicht den gegenseitigen Respekt zu verweigern, Anerkennung dort auszusprechen, wo sie angebracht ist, den guten Willen dem anderen auch dann nicht abzusprechen, wo man dezidiert anderer Meinung ist. Das mag sehr altmodisch und vielleicht auch blauäugig klingen: Aber wir Pfarrer reden schon 2000 Jahre so, immer in der Hoffnung, dass es etwas nützt! Und zumindest unterstützt uns die sprichwörtlich gewordene Volksweisheit: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus."

Schließlich zu dem Guten, das es zu bewahren gilt, zählt:

3. Das Ganze im Blick behalten!

Wir leben in einer Zeit, in der die Experten das Sagen haben. Kein Bau, kein Projekt, kein Vorhaben in Wirtschaft und Gesellschaft, wo nicht Experten bestellt werden und man sich mit einschlägigen Gutachten wappnet. Ich gebe zu: Das ist in vielfacher Hinsicht auch notwendig und unverzichtbar. Gefährlich wird es freilich dann, wenn es um Dinge geht, die einen ganz persönlich oder uns alle gemeinsam angehen. Man delegiert nicht an einen Fachgutachter die Frage, wen man heiraten will, noch das Problem, in welchem Staat wir leben wollen. Sachverständige mag man für Finanzen haben, für Statik und wegen mir auch für Erziehungsfragen; aber was wir mit unserem Geld machen, in welchen Häusern wir leben und was wir unseren Kindern an Werten vermitteln wollen - das sollte jeden von uns angehen. In den grundlegenden Fragen der Gesamtorientierung unserer Gesellschaft, unseres Staatswesens, unseres Wirtschaftens und Politiktreibens müssen wir alle Sachverständige sein. Parteien sind in einer Demokratie wichtig und notwendig, nicht nur als Mehrheitsbeschaffer, sondern auch als Foren der Meinungsbildung, des Vorausdenkens, der Bündelung von Kräften. Aber wirklich unverzichtbar ist, dass sie und wir alle das Ganze unseres Gemeinwesens nicht aus dem Blick verlieren. Unsere Parteien dürfen nicht zu Vereinen herabsinken, die nur Spezialinteressen durchsetzen oder gar nur ihre Klientel versorgen wollen. Gute Politik zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Ganze, das Gemeinwohl, die Lebensmöglichkeit, die Personenwürde aller im Blick behält, das Lebensrecht der Ungeborenen wie der Sterbenden, der jetzt Lebenden wie der nachfolgenden Generationen.

Wir stehen im zehnten Jahr der deutschen Einheit. Das Geschenk der uns damals eröffneten Einheit und neuen Freiheit ist kein Selbstläufer. Dieses Geschenk will immer neu errungen und mit Leben erfüllt werden. Den Fragen und Problemen wirklich auf den Grund zu gehen, einander mit Respekt und Achtung zu begegnen und über alle Einzelinteressen hinaus zu lernen, das Ganze im Blick zu behalten, das wäre meiner Ansicht nach wirklich "behaltenswert". Also vielleicht doch kein schlechtes Motto für die Wegstrecke, die gemeinsam vor uns im Eichsfeld und in unserem geeinten Vaterland liegt: "Prüfet alles und behaltet das Gute!"



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