Bischof Wanke: "Geliebt zu werden - das ist der Anfang von Osterfreude"

Bischof brandmarkt niederländisches Euthanasiegesetz als "ethische Katastrophe"

Aus der Osterpredigt von Bischof Dr. Joachim Wanke
am Ostersonntag, 15. April 2001, im Dom zu Erfurt

Das christliche Osterfest ist ein Fest des Lebens. Soeben ist in den Niederlanden ein Gesetz verabschiedet worden, das einem Arzt unter gewissen Bedingungen das Töten eines Menschen erlaubt. Ich halte dieses Gesetz für eine ethische Katastrophe. Es wird verheerende Auswirkungen auf das vertrauensvolle Zusammenleben von Menschen haben.

Es ist richtig: Niemand will unmenschlich leiden müssen. Aber die heutige Medizin kann helfen, Schmerzen erträglich zu halten. Nicht Euthanasiegesetze brauchen wir, sondern eine gute Schmerztherapie. Ich bin dankbar, dass es zumindest in Deutschland darüber einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt.

Wer richtig Ostern feiert, kann die Angst vor dem Tode besiegen. Diese Angst ist uns angeboren - das gebe ich gern zu. Aber der Tod ist für den gläubigen Christen kein finsteres Loch, kein Versinken in ein Nichts. Er ist ein Tor zu einem neuen Leben, zu einem österlichen Leben. Dafür steht der von den Toten auferstandene Herr Jesus Christus. Einen Vorgeschmack dieses "richtigen" Lebens erhält derjenige, der von einem anderen Menschen von Herzen geliebt wird.

Das ist für mich ein wichtiger Erfahrungszugang zur christlichen Osterbotschaft: die Seligkeit, von einem anderen geliebt zu werden, auch wenn das Leben sich neigt, auch wenn es auf Sterben und Tod zugeht. Menschen können eine geliebten Mitmenschen nicht vor dem Tod bewahren. Das kann allein Gott, der Erfinder des Lebens. Mein Osterwunsch für alle meine der Kirche und dem christlichen Gottesglauben fernstehenden Mitbürgerinnen und Mitbürger im Freistaat Thüringen ist, dass sie schon in ihrem Leben hier auf Erden diese Erfahrungen machen können: dass sie jemand "zum Sterben gern hat"! Das ist schon der Anfang von Osterfreude.

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