Robert Weidler berichtet von der Internationalen Ministrantenwallfahrt Wallfahrt vom 29. Juli bis 5. August 2010 nach Rom
Wohl jeder Einwohner oder Tourist, der sich in den ersten Augusttagen in Rom aufhielt, sehnte sich nach nichts anderem, als immer wieder einen der zahlreichen Brunnen in der Innenstadt zu finden. Durch den wolkenlosen Himmel und die heiße Luft ließ sich der Durst immer nur für kurze Zeit löschen. Wie erfrischend, wohltuend, ja lebensnotwendig einfaches Wasser sein kann, haben dabei nicht nur Mädchen und Jungen aus dem Bistum Erfurt ganz hautnah erfahren können. Wie die anderen etwa 53.000 Ministrantinnen und Ministranten waren sie zu ihrer Wallfahrt nach Rom gekommen. Sie alle einte das Anliegen, nicht nur den leiblichen Durst zu stillen, sondern aus der wahren Quelle zu trinken zu dürfen, wie es das Wallfahrtsmotto passend beschrieb. Gelegenheit dafür gaben ein Pilgerweg zu fünf der bedeutendsten Kirchen, Gottesdienste und Gebete sowie die abschließende Generalaudienz mit Papst Benedikt. Aber auch das jeweilige Gemeinschaftserlebnis in der eigenen Gruppe, beim Erfurter Bistumsfest mit unserer ganzen Pilgerschar und dann mit allen Teilnehmern der Ministrantenwallfahrt auf dem Petersplatz war gleichsam ein Trinken vom lebendigen Wasser.
Mit elf Bussen waren die Mädchen und Jungen unserer Bistumsgruppe am 29. Juli vom Erfurter Domplatz gestartet. Zuvor hatte Seelsorgeamtsleiter Gregor Arndt mit allen Teilnehmern und deren Eltern einen Aussendungsgottesdienst gefeiert und Bischof Joachim Wanke seinen Reisesegen mit auf den Weg gegeben.
Am darauf folgenden Tag war bereits um 22 Uhr auf den Fluren der Pilgerherberge "Don Orione" in Rom kein Geräusch mehr zu hören. Nach der 17stündigen Busfahrt waren alle 150 Messdienerinnen und Messdiener aus dem Dekanat Dingelstädt so geschafft, dass sie in die Betten gefallen und sofort eingeschlafen sind. Selbst ein kräftiges Gewitter konnte sie nicht davon abhalten. Sie alle waren, wie auch die anderen 370 Thüringer Teilnehmer, gut in Rom angekommen und hatten danach ihre Quartiere bezogen. Eine kleine Kennlernrunde, Abendbrot und Abendgebet: mehr war nicht mehr drin am ersten Tag in der Stadt am Tiber.
Am Samstag wartete bereits ein anstrengendes Programm auf die Jungen und Mädchen. Nach dem für deutsche Verhältnisse etwas spärlichen Frühstück fuhren alle zur Kirche "Santa Maria Maggiore". Dorthin kam auch Bischof Joachim Wanke, der es sich nicht nehmen ließ, zwei Tage gemeinsam mit den Ministranten in Rom zu verbringen. Sicherlich war nicht nur er beeindruckt, die große Kirche gut gefüllt mit über 500 Ministranten zu sehen - zwei Drittel davon allein aus dem Eichsfeld. Gemeinsam mit ihnen feierte der Bischof einen kurzen Wortgottesdienst am Beginn einer Wallfahrt zu fünf der größten und bedeutenden Kirchen Roms (außerdem noch: San Lorenzo fuori le mura , Santa Croce in Gerusalemme , San Giovanni in Laterano und San Sebastiano alle Catacombe ). Und den jungen Wallfahrern wurde dabei einiges abverlangt. Etwa 10 Kilometer legten alle zu Fuß zurück, und das bei strahlendem Sonnenschein und stetig steigenden Temperaturen. Dank der vielen Brunnen in der Stadt, wo die eigene Trinkflasche immer wieder aufgefüllt und sich gegenseitig etwas von kühlen Naß zugespritzt werden konnte, erreichten alle das Ziel in der Kirche "San Sebastiano". Ein sichtlich gerührter Bischof freute sich, dort abschließend noch einmal, die Atmosphäre inmitten der großen Ministrantenschar genießen zu dürfen. Ganz im Gegensatz zum Frühstück entschädigte das zweigängige Abendessen dann für alle am Tag erlebten Strapazen. Wenn auch nicht gerade sehr italienisch, die Pommes Frites kamen sehr gut an bei den Mädchen und Jungen.
Die Domitilla Katakombe war das erste und gemeinsame Zeil aller Teilnehmer am Sonntag. Dort erfuhren sie vieles über das Leben der frühen Christen und die Bestattung ihrer Märtyer. Einige Grabstellen konnten anschließend selbst in dem weit verzweigten unterirdischen System an Gängen besichtigt werden. Die meisten wanderten danach zur Kirche "Sankt Paul vor den Mauern". Neben dem Grab des heiligen Paulus und der Größe der Kirche waren alle sehr beeindruckt von der Galerie der Päpste. Ziemlich schnell hatten sie Papst Benedikt XVI. in der Reihe entdeckt, da sein Portrait angestrahlt wird. Bereits am Nachmittag wartete ein weiterer Höhepunkt auf unsere Bistumsgruppe, die sich auf dem Gelände der Wallfahrtskirche "Santuario Madonna del Divino Amore" im Süden Roms versammelte. Bei einem Wettspiel der einzelnen Gruppen an 14 Stationen waren Ehrgeiz, Begeisterung und Stimmung gut erlebbar. Immerhin erwartete die Siegergruppe, bei der Papstaudienz auf der Tribühne vorn neben Benedikt XVI. sitzen zu dürfen. So wurde eifrig gepuzzelt, geschätzt, gewürfelt, um die Wette gelaufen, Watte gepustet und vieles mehr. Besonders groß war der Jubel dann am Ende bei der Gruppe mit Ministranten aus Küllstedt, Wachstedt, Effelder und Großbartloff, die sich über den Hauptgewinn unheimlich freute. Zum abschließenden Sonntagsgottesdienst mit Bischof Wanke in der modernen Wallfahrtskirche stieß noch eine etwa gleichgroße Ministrantengruppe aus dem Bistum Münster dazu. Riesige blaue Glasfenster mit einer aufgehenden Sonne schmücken die riesige Kirche, die vollständig gefüllt war.
Da Rom aber nicht nur Kirchen zu bieten hat, stand am dritten Tag bei den meisten Gruppen "weltliche" Sehenwürdigkeiten wie das Colloseum, das Forum Romanum, der Trevi-Brunnen oder die Spanische Treppe auf dem Besichtigungsprogramm. Der Dienstag stand dann ganz im Zeichen des Internationalen Treffens mit allen Wallfahrern auf dem Petersplatz. Sie erwartete dort ein buntes Programm mit Gesang, einem Jongleur, der gespielten Geschichte des Heiligen Tarzisius, Informationen zur Entstehung der Bronzeplastik des Ministrantenpatrons sowie einem gemeinsamen Abendgebet. So konnten sich schon einmal alle warm singen und klatschen für die abschließende Papstaudienz.
Obwohl sich die Gruppen aus dem Bistum Erfurt schon Stunden vor dem offiziellen Beginn am Mittwoch auf den Weg zum Petersplatz gemacht hatten, war bei der Ankunft fast alles überfüllt. Trotzdem hat eine ganze Reihe von ihnen noch Platz im vorderen Teil finden können. Das Warten auf den Papst wurde verkürzt durch das Singen von Liedern, die bereits während der vorangegangenen Tage immer wieder angestimmt worden waren. Besonders bei der Zeile "Denn Du bist da ..." des Lieblingsliedes der meisten Teilnehmer gingen die Arme zehntausender Ministranten begeistert nach oben. Mit der Ankunft des Papstes im Helikopter und der anschließenden Fahrt im Papamobil über den Petersplatz erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Jeder versuchte einen Blick auf den Mann mit weißem Gewand und roten Hut zu erhaschen, vielleicht auch ein schönes Foto machen zu können. Als Benedikt XVI. dann die mit Abstand größte Gruppe der teilnehmenden 17 Nationen, die Ministrantinnen und Ministranten aus Deutschland begrüßte, war der Jubel unbeschreiblich und lang anhaltend. Ü;berall winkten die Angesprochenen mit ihren vanillefarbenden Halstüchern. Ob der vielen Pilger aus seinem Heimatland war die Ansprache des Papstes dann in deutscher Sprache. Der Pontifex stellte noch einmal das Beispiel und die Einsatzbereitschaft des Hl. Tarzisius in den Mittelpunkt. Die jungen Wallfahrer auf dem Petersplatz forderte der Papst auf: "Tut großzügig euren Dienst an Jesus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist! Das ist eine wichtige Aufgabe, die euch erlaubt, besonders nahe beim Herrn zu sein und in einer tiefen wirklichen Freundschaft mit ihm zu wachsen. Bewahrt diese Freundschaft voll Eifer in eurem Herzen, so wie der heilige Tarzisius, und seid bereit, dafür einzustehen, dafür zu ringen, dafür euer Leben hinzugeben, damit Jesus zu allen Menschen kommt." Nach der Begrüßung aller sonstigen anwesenden Gruppen endete mit einem Paternoster und dem päpstlichen Segen die Generalaudienz. Noch tief davon beeindruckt machten sich die Ministrantinnen und Ministranten aus dem Bistum Erfurt danach auf den Weg zu den Reisebussen, wo alle nach kurzer Wartezeit einsteigen und die Heimreise antreten konnten.
Viele Wege führen nach Rom - sagt man. Die Teilnehmer haben eine anstrengende, aber vor allem erlebnisreiche Ferienwoche erlebt. Viele hatten dafür gespart oder sich die Reise schenken lassen, auf jeden Fall aber sich schon viele Monate darauf gefreut. Sie unterschied sich von einer Ferienfahrt, wie sie viele sonst bereits erlebt hatten. Es war wirklich eine Wallfahrt, die so manche Schweißperle zusätzlich auf die Stirn brachte. Sie hat viele Ministrantinnen und Ministranten, die sich oftmals vorher nicht kannten zusammengebracht und zu einer Gruppe werden lassen. Jugendliche Gruppenleiter haben sich Zeit und Erwachsene teilweise Urlaub genommen, um die jungen Wallfahrer zu begleiten. Unser Bischof Joachim ist extra nach Rom gekommen, um "seine" Ministranten dort zu begrüßen. Nicht zu vergessen die Busfahrer, die während der stundenlangen Fahrt manchen Lärm in ihrem Fahrzeug ertragen und trotzdem konzentriert bleiben mussten. Ein besonderer Dank gilt dem Vorbereitungsteam: Jugendpfarrer Marcellus Klaus und Jugendreferentin Beate Kuhn, die damit ihre Tätigkeit im Referat Jugendseelsorge beendete und sich nun auf ihren Dienst in der Pfarrei Dingelstädt und im Referat Kinderseelsorge Heiligenstadt freut. Sie alle haben dazu beigetragen, dass die Teilnemer einen ordentlichen Schluck "aus der wahren Quelle trinken" konnten.
Für alle Ministrantinnen und Ministranten, die noch nicht genug davon getrunken haben, gibt es bereits am 18. September einen weiteren Höhepunkt. Unter dem Motto "Die Stufen rufen - Erfurt, wir kommen!" findet ein Tag vor der Bistumswallfahrt ab 15.30 Uhr der Bistums-Ministrantentag auf dem Domberg statt.
Vom 12. bis 18. Oktober findet dann sogar eine ganze Woche für Ministrantinnen und Ministranten im Jugendhaus "St. Sebastian" in Erfurt statt.
Fotos von der Ministrantenwallfahrt gibt es auf folgender Internetseite: www.bistum-erfurt.de/jugend
Robert Weidler