„Ich lebe gerne in der Gemeinschaft der Kirche und möchte jetzt die Chance ergreifen, eine andere Glaubensgemeinde und Kultur kennenzulernen. Auch möchte ich mich ausprobieren und schauen, ob ein Beruf im sozialen Bereich für mich zukünftig in Frage kommt.“ Hanne Reimann (18) aus dem Bistum Erfurt hat sich bewusst für das „Praktikum im Norden“ entschieden.
Mit dem Programm des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken wird die Abiturientin in den kommenden Monaten im schwedischen Uppsala im Newman Institut, der einzigen katholischen Hochschule in Skandinavien, tätig sein. Dort erwarten sie unterschiedliche praktische als auch administrative Aufgaben. Das Institut kooperiert mit dem Erikshjälpen-Second-Hand-Laden, sodass sie auch dort zum Beispiel als Verkäuferin tätig werden kann.
Anders als in Deutschland bildet in Schweden die katholische Kirche eine kleine Minderheit. Offiziell sind etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung katholisch. Das kirchliche Leben und der Glaubensalltag unterscheiden sich daher grundlegend, denn katholische Einrichtungen oder Kirchen gibt es nur sehr wenige. Die Gläubigen, die dort leben, müssen oft weite Distanzen hinter sich bringen, um einen Gottesdienst oder eine katholische Schule besuchen zu können.
Auch in Norwegen stellt die katholische Kirche eine Minderheit dar, die aber kontinuierlich wächst. Etwa 160.000 Katholiken leben derzeit in Norwegen. Die Mehrheit der Mitglieder sind Einwanderer. Auch die Pfarrei St. Paul in Bergen ist von vielen Nationalitäten und Kulturen geprägt. Dort wird Stephan Höhn (19), ebenfalls aus dem Bistum Erfurt, sein „Praktikum im Norden“ verbringen. Sein Haupteinsatzort ist das katholische Gymnasium St. Paul im Stadtteil Florida. Hier hat der Abiturient die Möglichkeit, sich mit seinen Fähigkeiten einzubringen, ob als Vertretung im Deutsch- oder Religionsunterricht, bei der Vorbereitungen von diversen Projekten oder als Nachmittagsbetreuer und Hausaufgabenhelfer.
„Ich möchte nicht nur eine neue Kultur und das Leben in Norwegen kennenlernen, sondern bin auch gespannt, wie der christliche Glaube dort vermittelt wird“, erklärt der 19-Jährige.
Neben Hanne Reimann und Stephan Höhn nehmen noch 15 weitere junge Menschen aus ganz Deutschland die Möglichkeit wahr, Erfahrungen in Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen in Schweden, Norwegen, Dänemark, Island und Lettland zu sammeln.
„Es ist schön zu sehen, dass sich wieder so viele junge Menschen auf den Weg machen, aus dem gewohnten Alltag aufbrechen und das Bonifatiuswerk mit ihrer Arbeit unterstützen. Dabei geht es nicht um Leistung, sondern diese Zeit im Ausland kann vielmehr als Schule für das Leben verstanden werden, in der Sie interessante Begegnungen sowie eine internationale und lebendige Kirche erleben werden. Dies ist mit Sicherheit keine Einbahnstraße. Für Ihren Einsatz sind wir Ihnen dankbar und wünschen Ihnen Gottes Segen“, sagte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.
Das Bonifatius Praktikanten-Programm
Das Bonifatiuswerk unterstützt in der Minderheit lebende Katholiken auf vielfältige Weise und fördert auch die Praktika von Hanne Reimann und Stephan Höhn finanziell. Durch das Projekt ermöglicht das Bonifatiuswerk jährlich bis zu 20 jungen Menschen einen Praktikumsaufenthalt in Nordeuropa oder dem Baltikum. Dadurch erhalten sie direkte und unmittelbare Einblicke in das kirchliche Leben in der Diaspora. Das „Bonifatius Praktikanten-Programm“, auch bekannt als „Praktikum im Norden“, ist ein Kooperationsprogramm zwischen dem Bonifatiuswerk, dem Newman Institut in Uppsala in Schweden, einer Hochschule für Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften, und den zusammenwirkenden Bistümern und Institutionen. Finanzielle Unterstützung erhält es vom Erzbistum Paderborn.