Bistum Erfurt (BiP). Am Aschermittwoch werden in allen katholischen Gemeinden des Bistums Erfurt Gottesdienste gefeiert. Im Erfurter Dom findet um 18 Uhr ein Pontifikalamt mit Bischof Joachim Wanke statt. In den darauf folgenden Wochen bereiten sich die Christen auf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu, vor.
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei." Die Narren und Karnevalfans sagen nur die halbe Wahrheit, wenn sie das Ende der Faschingszeit besingen. Denn mit dem Aschermittwoch beginnt ein neuer Zeitabschnitt: Die österliche Bußzeit, weitläufig auch Fastenzeit genannt.
Gab es im bunten Treiben der "5. Jahreszeit" unzählige Gelegenheiten, durch Kostüme und Schminke in fremde Rollen zu schlüpfen, beginnt jetzt so etwas wie die Zeit der ungeschminkten Wahrheit. Und in den katholischen Gottesdiensten am Aschermittwoch wird das geradezu drastisch sichtbar: Statt bunter Farben zeichnet der Priester den Gemeindemitgliedern ein Kreuz von grauer Asche auf die Stirn, seit alters her ein Zeichen für die menschliche Vergänglichkeit und ein Symbol für Buße und Umkehr. Entsprechend lauten die dazu gesprochenen Worte: "Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst", oder: "Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium".
In beiden Wendungen scheint auf, was der Sinn der österlichen Bußzeit ist: Selbstbesinnung und "Kurskorrektur". Der Christ soll die 40 Tage nutzen, um mit sich, seinen Mitmenschen und Gott wieder ins Reine zu kommen. Diesem Ziel dient auch das Fasten: Wer fastet, der verzichtet freiwillig: im engeren Sinne auf Nahrung, im weiteren Sinne auf zeitraubende Vergnügungen und auf die Erfüllung von Konsumwünschen. Dadurch werden Zeit und (finanzielle) Mittel frei für die Auseinandersetzung mit sich selbst, für die Begegnung mit Menschen und die Solidarität mit den Armen und für das Gebet zu Gott und die Meditation.
Als "Trauerklöße" wären Christen falsch verstanden, denn sie feiern genauso gern wie andere Menschen, auch im Karneval. Sie wissen aber, dass ihr Leben immer wieder Unterbrechungen braucht, Zeiten, in denen nicht gefeiert, sondern gefastet wird, um dem Grund für die Feier des Lebens auf die Spur zu kommen: Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten. Für Christen verbindet sich damit die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, sozusagen auf ein ewiges Fest bei Gott. Und die Freude darauf bestimmt die Fastenzeit ebenso wie den Karneval. Wenn das kein Grund zu feiern ist.
Interview: "Das Ziel der Fastenzeit ist nicht das Fasten" (2005)