1.400 Kilometer zu Gott

Nach einem langen Weg und vielen Stunden am Radio wird Alexander Hoffmann in der Osternacht getauft


Alexander Hoffmann freut sich auf
seine Taufe in der Osternacht
Nach einem langen Weg und vielen Stunden am Radio wird Alexander Hoffmann in der Osternacht getauft

Ruhla (BiP). Alexander Hoffmann wandert für sein Leben gern. Der 33-Jährige aus Seebach bei Eisenach scheut keine Distanz, die in Wanderschuhen zu bewältigen ist. Sein Rekord steht bei 102 Kilometern in 24 Stunden. In wenigen Tagen wird er einen Weg von knapp 1.400 Kilometern abschließen. Anderthalb Jahre hat er dafür gebraucht. Sein Ziel ist St. Konrad in Ruhla. In der katholischen Kirche wird er in der Osternacht getauft.


Man kann sich Alexander Hoffmann gut beim Wandern vorstellen, wie er ruhig und gemessenen Schrittes voranschreitet, nachdenklich und doch wachsam für die Schönheiten der Natur. Früher bevorzugte er die wärmeren Jahreszeiten für seine Touren. Das änderte er, wenn auch nicht ganz freiwillig, 1999. Damals machte er eine Umschulung zum Informatikkaufmann in Gotha.


"Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Seebach nach Gotha zu kommen, war eine Katastrophe. Bei Minusgraden hätte ich auf dem Hin- wie auf dem Rückweg in Wutha 30 Minuten auf den Anschluss warten müssen", erinnert er sich leicht schaudernd. Nach insgesamt zwölf Wochen Ausfall wegen Dauergrippe entschloss sich Hoffmann, wenigstens den Heimweg ab Wutha zu Fuß anzutreten: Sechs Kilometer, aus denen bald zwölf wurden, als er auch den Hinweg laufend bewältigte.


Von da an wurde das Laufen und Wandern so etwas wie ein Lebensprogramm, denn ein Auto kann sich Hoffmann, der nur einen Nebenjob bei einem Schlüsseldienst gefunden hat, nicht leisten. Er sieht es optimistisch, selbst für die Winterzeit: "Da frierst du nicht, und du hast Bewegung", ermunterte er sich selbst. Außerdem musste er aus gesundheitlichen Gründen abspecken. Dank des Wanderns und einer Ernährungsumstellung reduzierte er innerhalb eines Jahres sein Gewicht von 120 auf 80 Kilogramm.


Alexander Hoffmann pflegt ein zweites Hobby, das Radiohören. Es passt zu ihm, von dem Freunde behaupten, er könne besser zuhören als reden. Auf seinem Lieblingssender Bayern 1, Regionalstudio Mainfranken hörte er auch die häufigen kirchlichen Beiträge, und er hörte sie mit wachsendem Interesse. Glaube kommt vom Hören, heißt eine Redewendung. Was Hoffmann betrifft, müsste man umformulieren: Glaube kommt vom Radiohören.


Ihn begeisterten die Reportagen über die 50 Marienwallfahrtsorte in Unterfranken, zu denen man auf dem Fränkischen Marienweg über 800 Kilometer pilgern kann. Er freute sich über die im Radio bekanntgemachte Ernennung von Ullrich Bohm zum Würzburger Weihbischof, der als Pfarrer in Miltenberg eine Neonazi-Kundgebung durch zwanzigminütiges Glockengeläut verhindert hatte. Den eigentlichen Anstoß aber, sich mit dem Katholizismus näher zu beschäftigen, gaben die Berichte um das Sterben von Papst Johannes Paul II. und die Wahl des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger zu seinem Nachfolger.


Ab dem 2. Dezember 2007, dem ersten Advent, ging Alexander Hoffmann an jedem Sonn- und Feiertag zur Heiligen Messe - natürlich zu Fuß. Entweder nach St. Elisabeth in Eisenach (26 Kilometer hin und her) oder nach Ruhla (zweimal sechs Kilometer). Die Festlichkeit der Gottesdienste, die Schönheit der Architektur und Ausstattung katholischer Kirchen interessierten ihn zunehmend für den christlichen Glauben. Hinzu kam die Faszination, die die Marienfrömmigkeit auf ihn ausübte.


Im Februar 2008 stand für Alexander Hoffmann fest, dass er als Christ leben will. Sein Katechumenat, die Einführung in den christlichen Glauben und in das Gemeindeleben vor Ort, begann im folgenden August. Hoffmann, der selbstverständlich auch zu Fuß zu den Glaubensstunden kam, wurde bald in Ruhla und Eisenach als wandernder Taufbewerber bekannt. Schnell fühlte er sich an beiden Orten heimisch. Besonders lernte er die gegenseitige Fürsorge schätzen: "Wie kommen Sie denn nach dem Gottesdienst nach Haus? Soll ich Sie mitnehmen?", hörte er mehr als einmal.


Den Täufling, der neben dem Wandern und Radio Zahlen als seine dritte Leidenschaft bezeichnet, freut es besonders, dass die Feier der Osternacht mit seiner Taufe der 100. Gottesdienst ist, den er mitfeiert. "Das war nicht beabsichtigt, das hat sich so ergeben. Aber für mich hat es eine besondere Bedeutung", freut sich Hoffmann. Addiert er die Wegstrecken, die er zu Gottesdiensten und den Katechumenatsstunden zurückgelegt hat, kommt er auf knapp 1.400 Kilometer. Ein langer Weg zu Gott. "Aber dafür habe ich jetzt ein Ziel in der Ewigkeit", zeigt sich Alexander Hoffmann überzeugt.


Peter Weidemann



Stichwort: "Taufe"

Die Taufe ist eines von sieben Sakramenten der katholischen Kirche und steht am Anfang der Eingliederung (Initiation) in die Kirche. Der Prozeß der Eingliederung erfolgt mehrstufig und ist erst mit dem Empfang des Firmsakramentes, das die Taufe vollendet, und der Eucharistie ganz vollzogen. Taufe, Firmung und Eucharistie heißen darum auch Initiationssakramente. Erwachsene Taufbewerber empfangen die Initiationssakramente meist in ein und demselben Gottesdienst, in der Regel in der Osternacht.

Im Verständnis der Kirche beginnt mit der Taufe ein neues Leben: Gott nimmt sich des Täuflings als Kind an. Dem Getauften sind die Sünden vergeben, der Tod als Folge der Sünde hat durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi keine Macht mehr über ihn. In der Gemeinschaft der Gläubigen kann er so nach dem Vorbild Jesu und aus dem Geist Gottes leben.

Ob Täuflinge als Kinder oder Erwachsene getauft werden - in beiden Fällen ist die Taufe kein punktuelles Geschehen. Die Gläubigen sind immer wieder gefordert, sich an ihre Taufe zu erinnern und ihre Glaubenspraxis dementsprechend zu erneuern.

Die Taufe ist nicht wiederholbar. Einmal gespendet, behält sie auch bei einem Austritt aus der Kirche ihre Gültigkeit.

Lexikon: Katechumenat