Erfurt (BiP). Wenn Schwester Katharina, die Oberin des Ursulinenklosters, einen Wunsch frei hätte, würde sie vielleicht sagen: 5 Millionen Euro! Diese gewaltige Summe braucht die Schwester natürlich nicht für sich. Doch könnte sie damit die Sanierung des Ursulinenklosters bezahlen, an die sich die Ursulinen jetzt heranwagen müssen. Ihr Kloster ist dringend sanierungsbedürftig! Als "insgesamt desolat" beschreibt Wolfgang Lukassek, Leiter des Bischöflichen Bauamtes, den Zustand der klösterlichen Bausubstanz. Das Bischöfliche Bauamt berät die Ursulinen und bereitet die Sanierung fachlich vor. Welche Aufgaben dabei zu bewältigen sind, kann an manchen Stellen das bloße Auge erkennen: Grobe Beschädigungen der Außenmauern am Klostergarten durch Feuchtigkeit; im Klausurbereich durchhängende Decken, von denen der barocke Stuck abplatzt; morsche Holzfussböden und Bibliotheksfenster, aus denen ganze Buntglasscheiben heraus gebrochen sind. Allein der erste Bauabschnitt, die Renovierung des Konventgebäudes, dürfte rund 2,5 Millionen Euro kosten.
Dass der Aufwand lohnt, ist für Kunsthistoriker und Architekten keine Frage. Torhaus und Klosterkirche wurden im 13./14. Jahrhundert gebaut; der älteste Teil des Konventsgebäudes stammt sogar aus dem 12. Jahrhundert und beherbergt eine spätmittelalterliche Piet?, für die allein das Kloster berühmt ist. Aber die Ursulinen sorgen sich nicht nur um die architektur- und kunsthistorische Bedeutung ihres Klosters, das in seiner Gesamtheit als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz steht. Sie wissen auch um die 5.000 Menschen, die jährlich das Projekt "Offene Kirche" nutzen und mit den Schwestern sprechen wollen. Oder sie denken an viele Gruppen und Einzelpersonen, die zu Begegnung und Besinnung in der Stille des Klosters einkehren. Natürlich spielt auch die Tradition eine Rolle. Seit dem 12. Jahrhundert gibt es am Anger ein Frauenkloster, wo von 1667 an der Ursulinen-Orden Bildungs- und Erziehungsarbeit besonders für Mädchen und Frauen leistet.
Noch ist die Finanzierung der Kloster-Sanierung nicht gesichert, auch wenn 1 Million Euro an Städtebaufördermittel und Zuschüsse vom Bistum in Aussicht gestellt sind. Die Ursulinen können nur einen kleinen Teil der Kosten aufbringen. Ihre Hoffnung gilt daher einem jüngst von 21 Männern und Frauen gegründeten Förderverein, der die Sanierung voranbringen will. Der Förderverein unter Vorsitz von Dompfarrer Dr. Reinhard Hauke freut sich über jedes neue Mitglied, aber auch Einzelspenden sind willkommen (ein Spendenkonto wird zur Zeit eingerichtet). Auf jeden Fall brauchen Ursulinen, Förderer und Freunde des Klosters einen langen Atem: Unter 10 Jahren Bauzeit dürfte die Sanierung kaum zu schaffen sein.
Kontaktadresse zum Ursulinenkloster und zum Förderverein
Anlage:
über ihr Kloster, seine Geschichte
und die Arbeit des Konventes
Liebe Besucher unserer Klosterkirche und unseres Klosters,
mit einer Bitte wenden wir Erfurter Ursulinen uns heute an Sie. Wir stehen in diesem Jahr vor der Aufgabe der Sanierung unseres Klostergebäudes. Dies bedeutet für uns eine große Herausforderung, da unsere Geldmittel dafür nicht ausreichen.
Seit ca. 1136 ist dieser Ort am Erfurter Anger immer ein katholisches Frauenkloster gewesen. Die Ursulinen leben seit 1667 in diesem Kloster. Fürstbischof Johann Phillipp von Schönborn hatte die ersten Schwestern aus Frankreich geholt und ihnen das Kloster der Magdalenerinnen als Stiftung übergeben mit dem Auftrag, für Bildung und Erziehung der Mädchen zu sorgen. Dies war über mehr als vier Jahrhunderte die vorrangige Aufgabe des Ordens der Ursulinen. Auch hier in Erfurt sind viele Generationen von Frauen in Schule und Pensionat erzogen worden, daneben gab es die sogenannte Externenschule für Mädchen der Stadt.
Die 1938 von den Nationalsozialisten beendete Schultätigkeit konnte auch in der DDR-Zeit nicht wieder aufgenommen werden. 1945 durften die Schwestern den Kindergarten (seit 1868) und den Hort (seit 1912) wieder übernehmen. 1954 wurde den Schwestern die Ausbildung von "Erzieherinnen im kirchlichen Dienst" vom Caritasverband anvertraut. In den Jahren 1954 bis 1998 haben über 900 Frauen im "Diözesanseminar für Seelsorgehilfe und Caritas" ihren Beruf zur Erzieherin erlernt, der allerdings bis 1990 nicht staatlich anerkannt war.
Seit mehr als 860 Jahren ist dieser Ort von katholischen Ordensfrauen bewohnt. Die Reformation änderte nichts daran, nicht der 30jährige Krieg, nicht die Säkularisation, nicht die Klostergesetze. Für neun Jahre (1879-1887) war den Schwestern die schulische Tätigkeit untersagt. Es blieb ihnen nur das Wohnrecht im alten Kloster. Hitler und das sozialistische Regime der DDR hinderten zwar die Bildungs- und Erziehungstätigkeit, überließen das Kloster aber seiner tiefsten Bedeutung: dem Leben der Schwester als Zeichen, dass es Gott und den Glauben an ihn gibt, und dem Gebet für Kirche und Welt.
Heute sind wir 20 Schwestern im Alter zwischen 27 und 80 Jahren. Neben der Bildungs- und Erziehungstätigkeit ist uns die Offenheit allen Menschen gegenüber wichtig. Unsere Türen stehen all denen offen, die nach dem Sinn des Lebens fragen, die Gespräch suchen, die Zeit brauchen zum Auftanken, die aus der Hektik des Alltags aussteigen wollen, die die Spirualität der Ursulinen und unserer Gemeinschaft kennenlernen möchten. Wie sehr dies von den Menschen unserer heutigen Gesellschaft gesucht wird, machen uns immer wieder die verschiedensten Begegnungen deutlich. So ist es gut, im Herzen der Stadt Erfurt dafür präsent zu sein.
Wie bereits zu Beginn dieses Schreibens angedeutet, kommen in der nächsten Zeit große, unumgängliche Sanierungsarbeiten auf uns zu. Da es aufgrund der sehr alten Bausubstanz abzusehen ist, dass unsere finanziellen Mittel dafür nicht ausreichen werden, suchen wir Menschen, die uns dabei unterstützen.
Bitte helfen Sie uns, dass wir die Traditionen in diesen jahrhundertealten Mauern fortführen können und in dieser Stadt als ein Glaubenszentrum gegenwärtig bleiben. Gern laden wir Sie ein, um uns und das Kloster kennenzulernen.
Mit freundlichen Grüßen
wir Schwestern des Ursulinenklosters
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