2. Dezember

Ikonenbeten im Advent

Die Verkündigung an Maria
Da die Inkarnation die Grundlage einer jeden Ikone ist, beginnen wir unsere Meditation in dieser Adventszeit mit der Ikone der Verkündigung.
Dieses Geheimnis betrachten wir im Evangelium, wie es uns der Heilige Lukas in Kapitel 1,26-38 erzählt.
„Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott zu einer Jungfrau aus dem Hause Davids gesandt; und ihr Name war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“
Lassen Sie uns gemeinsam in die Betrachtung der Ikone eintreten und das Geheimnis Gottes entdecken!
Zunächst der Engel.
Sein Name ist Gabriel, was Kraft Gottes bedeutet. Und diese Kraft ist nicht eine Kraft der Zerstörung, sondern die Kraft des Lebens in Aktion. Die Kraft der Liebe und der Zärtlichkeit unseres Gottes.
Sein Elan offenbart uns den Elan des Vaters, der seinen Sohn ausliefern wird.
Und gleichzeitig steht der Engel sehr fest. Und in seiner Stabilität sagt er uns, dass Verlass ist auf das Wort; dass Christus das Wort bleiben wird, der Gott vor aller Zeit, der Gott, der er in Ewigkeit IST.
Seine segnende Hand durchzieht die gesamte Ikone. In der anderen Hand hält er ein schräg gestelltes Zepter.
Sein rechter Arm ist ausgestreckt, ein freier und starker Arm. Wie im Alten Testament „kommt Gott mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, um sein Volk zu retten“ (Psalm 136,12). Er kommt, er greift in die Welt, in den Raum und die Zeit seines Geschöpfes ein.
Der Bote kommt, um eine völlig neue Herrschaft anzukündigen. Das Gold seines Heiligenscheins und das königliche Zepter verdeutlichen diese neue Herrschaft, die kein Ende haben wird.
Er trägt das Grün der Hoffnung.
Durch seine Bewegung lässt er uns verstehen, dass unser Gott ein Gott ist, der herabsteigt, der sich verneigt, der sich in die Reichweite seiner Geschöpfe begibt. Er verneigt sich vor einem bescheidenen Mädchen aus Nazareth, das mit einem Mann namens Josef verlobt ist.
Mit seinen gesenkten Flügeln begibt er sich in die Reichweite Marias, um ihr ein Wort des Friedens und der Freude zu sagen: „Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ (Lukas 1,28b)
Ja, freue dich, Maria!
Denn diese Freude ist mit keiner anderen vergleichbar. Eine Freude, die niemand erdenken oder geben kann, nur Gott allein!
Es ist eine ewige Freude, eine gute Nachricht für die ganze Erde, von einem Sohn, der groß sein wird und der kommt, um sein Volk zu retten.
UND „der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob herrschen.“ (Lukas 1,32a-33a)
Deshalb sitzt Maria auf einem Thron, denn der, den sie empfangen wird, hat den Thron von David, seinem Vater, empfangen.
Sie trägt purpurne Schuhe und ein purpurnes und blaues Kleid als Zeichen dieser göttlichen Königswürde.
Hinter dem Engel erscheint das Haus Jakob, ein Symbol für die zwölf Stämme Israels.
Und Maria hält in ihrer Hand den Spinnrocken mit purpurnem Garn, der Farbe ihrer Kleider,
als würde sie den Schleier des Tempels weben, der das Alte und das Neue Testament miteinander verbindet.
Die Achse des Baumes, des Lebensbaums, verläuft durch sie hindurch.
Und zu Füßen dieses Baumes ist sie eine Dienerin. Sie ist die neue Eva, die, anstatt Früchte zu nehmen und zu behalten, sie uns gibt. Die Frucht ihres Leibes ist gesegnet!
Maria wendet ihre Augen dem Segen zu, den sie empfängt.
Und spricht dann: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort…“ (Lukas 1,38b)
Alles in Maria sagt ja, ja, Vater. Sie macht Platz für das Wort, das von einem anderen kommt.
Sogar ihr Körper ist gekrümmt und macht Platz für das kommende Kind.
Sie empfängt das Wort, und das Wort verkörpert sich in ihr.
Und diese Inkarnation wird durch den Lichtstrahl verbildlicht, der vom Himmel auf die Jungfrau Maria herabkommt.  
Die Taube und der wehende rote Schleier, die den Heiligen Geist in Aktion symbolisieren, verbinden die beiden Zeiten des Bundes. Maria wurde zur neuen Wohnstätte Gottes bei den Menschen.
In ihr vollzieht sich zum ersten Mal die Vereinigung der Göttlichkeit mit der Menschheit.
Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde! Dank Marias „Ja“ wird der Tod besiegt und der Mensch kann zum göttlichen Leben wiedergeboren werden.
Heute ist der Beginn unserer Erlösung und die Offenbarung des ewigen Geheimnisses, denn der Sohn Gottes wird Sohn der Jungfrau Maria.

Erstellt von Sr. Ester, Karmelitin von St Joseph - Libanon

Die Meditation ist auch als Video verfügbar unter: www.missio-hilft.de/ikonen